Panicum - Sichtung

Panicum-Sichtung

Informationen zur Sichtung

Mit der Aufpflanzung handelsüblicher Sorten von Panicum virgatum zur Überprüfung ihrer Sortenechtheit im Sichtungsgarten Weihenstephan begann 2010 die Sichtung des Sortiments der Rutenhirsen. Nach Vermehrung sortenechter Pflanzen durch die Gärtnerei Zillmer wurden diese an den Sichtungsstandorten in Dresden, Nürtingen, Osnabrück, Wädenswil, Weihenstephan und Weinheim aufgepflanzt und von 2012 bis 2015 auf ihren Gartenwert beurteilt. Die wichtigsten Bewertungskriterien waren Standfestigkeit, Blüten- und Blattschmuckwirkung, Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Schädlinge sowie der Gesamteindruck der Pflanzen. Ferner wurden die Vitalität der Sorten sowie deren Überwinterungsverhalten begutachtet. Anlässlich seiner jährlichen Koordinierungssitzung konnte der Arbeitskreis Staudensichtung im September 2015 in Heidelberg dreizehn Sorten abschließend bewerten. Weitere Sorten, die erst vor kurzem eingeführt worden sind oder ursprünglich nicht sortenecht bezogen worden konnten, wurden 2018 abschließend bewertet. Mehr dazu finden Sie unter ‘Noch mehr Rutenhirsen – neue Panicum-Sorten gesichtet‘.

Informationen zur Pflanzengruppe

Zahlreiche Ökotypen

Panicum virgatum zeigt ein riesiges Verbreitungsgebiet: In Nordamerika kommt die Art im südlichen Kanada von Saskatschewan bis Nova Scotia und in den gesamten USA östlich der Rocky Mountains natürlich vor. Südlich erstreckt sich ihr Areal bis nach Mexiko und die Westindischen Inseln. Die Rutenhirse ist also in semi-humiden wie semi-ariden Klimabereichen vertreten. Sie kommt in Hochgrasprärien des mittleren Westens der USA sowie den südöstlichen Prärien (SO-Texas) vor und taucht ebenso unter lichten Baumbeständen, an Straßenrändern und entlang im Sommer bisweilen austrocknender Fluss- und Bachläufe auf. Es ist somit nicht verwunderlich, dass die langlebige und anspruchslose Art zahlreiche Ökotypen hervorgebracht hat, die Basis für den heutigen Sortenreichtum sind. Pflanzen nördlicher und nordwestlicher Herkünfte lassen auch in kühleren Gegenden eine ansprechende Herbstfärbung erwarten. Die in der Regel grünlaubigen Varianten bleiben meist kleiner, blühen früher als Formen östlicher und südlicher Herkunftsgebiete, obwohl dort zeitiger hohe Temperaturen erreicht werden. Zu begründen ist dies durch die längere Vegetationszeit in den südlichen Regionen, die auch ein längeres vegetatives Wachstum und damit einen oft höheren Wuchs bedingt. Herkunftsbedingte Unterschiede zeigen sich gleichfalls in der Ausprägung von Blattspreiten und der Tönung des Laubs. Breitblättrige Varianten, die große Höhen erreichen, stammen in der Regel aus südlicheren Gefilden, wo sie an gut wasserversorgten Wuchsorten im Umfeld von Wasserläufen siedeln. Auch wenn diese im Sommer bisweilen trocken fallen, steht den Pflanzen unterirdisch noch genügend Wasser zur Verfügung, das sie mit ihrem weit ausgeprägten Wurzelwerk eschließen können. Ihre blaugraue Bereifung ist dann auch mehr als Schutz vor hoher Einstrahlung, denn als Verdunstungsschutz zu interpretieren. Diese Einschätzung wird durch die Beobachtung der Sichtungspflanzen im trocken-heißen Sommer 2015 gestützt: Sorten wie ‘Dallas Blues‘ oder ‘Cloud Nine‘ zeigten im Basisbereich frühzeitig trockene, gelb-braun verfärbte Blattspreiten, während früh rot färbende und grünlaubige Varianten Hitze und Trockenheit ohne zusätzliche Bewässerung weitgehend unbeeindruckt widerstanden.

Grünlaubige Sorten

Als erste Sorte tauchte ‘Strictum‘ in den Sortimenten deutscher Staudengärtnereien auf. Sie wurde 1950 in der Gärtnerei Foerster aufgrund ihrer beachtenswerten Standfestigkeit ausgelesen. Ihren immer noch ausgezeichneten Verwendungswert bewies die etablierte Variante über die gesamte Sichtungszeit hinweg. Wenn kein schwerer Pappschnee die Halme knickt, zeichnen die dann pergamentfarbenen Horste auch den Winter über schöne Bilder. Auf ihre goldgelbe Herbstfärbung in der zweiten Oktoberhälfte ist ohnehin Verlass, ebenso auf die zahlreichen zarten Blütenstände die nur wenig über die Blatthorste hinausragen. Die bisweilen angebotene Form ‘Strictum Compactum‘ lässt sich nicht von ‘Strictum‘ unterscheiden, so dass keine separate Bewertung der unter diesem Namen eingereichten Pflanzen erfolgte.

Ein markantes, nahezu unverwechselbares Wuchsbild zeigt ‘Northwind‘. Aufgrund ihrer straff aufwärtsgerichteten Halme und ebenfalls nach oben strebenden Blattspreiten betont die Sorte die Vertikale in einer Weise, wie dies sonst im Reich der Gräser nur selten zu beobachten ist. Die stumpf- bis graugrünen Blattspreiten präsentieren ab Anfang Oktober ansehnlich gelb. Da nicht alle Blätter gleichzeitig färben, sind anfänglich reizvolle gelb-grüne Zebramuster zu sehen, bevor die dichten Horste goldgelb erstrahlen. Von allen Formen erweist sich ‘Northwind‘ auch im Winter als die standfesteste, was ihren hervorragenden Verwendungswert unterstreicht.

‘Stäfa‘ ist die am frühesten und am reichsten blühende Form. Ihre zahlreichen Halme neigen sich bogig über, so dass die Pflanzen mit ihrem perückenartig erscheinenden Geflecht aus Blütenständen charakteristisch in Erscheinung treten, bisweilen jedoch nicht immer durch Standfestigkeit glänzen. Schon Ende September färben sich Halme und Blattspreiten gelb, so dass die dann trockenen beigefarbenen Horste bereits ab Mitte Oktober und damit allzu früh auf das nahende Ende des Gartenjahrs verweisen.

‘Warrior‘ ist eine locker aufgebaute Rutenhirse mit großen und lockeren Blütenrispen. Unter dem Sortennamen wurden zunächst jedoch Pflanzen zur Sichtung eingereicht, die später als ‘Squaw‘ identifiziert wurden. Da erst vor kurzem der richtig benannte Klon bezogen werden konnte, kann die abschließende Bewertung der Sorte erst später erfolgen. ‘Squaw‘ fällt durch äußerst attraktive, intensiv rötlich violette Blütenrispen ins Auge. Die Fähigkeit zur Bildung von Anthocyanen wird ein zweites Mal im Herbst ersichtlich, wenn die leider nicht ganz standfesten Horste mit einer orange- bis kupferroten Tönung des Laubs aufwarten. Diesbezüglich stellt ‘Squaw‘ den fließenden Übergang zu den Kupferhirsen dar, auch wenn sich der schöne Herbstaspekt aus unerfindlichen Gründen nicht an allen Standorten in gleicher Weise einstellt.

Kupferhirsen

Als erste Sorte mit früher und intensiv kupferroter Tönung der Blattspreiten wurde ‘Rotbraun‘ 1957 im Berggarten in Hannover ausgelesen. Eine Farbaufnahme von Pflanzen im Herbstgewand findet sich in Karl Foersters „Einzug der Gräser und Farne in die Gärten“ (6. Auflage von 1982). Hier wird dargelegt, dass die in der zweiten Jahreshälfte schön kupferfarben getönten Büsche den Pflanzen den treffenden Namen Kupferhirse einbrachten. ‘Rotbraun‘ ist jedoch zumindest im Westen Deutschlands weitgehend in Vergessenheit geraten, taucht aber beispielsweise in den Angebotslisten niederländischer, dänischer und polnischer Gärtnereien nach wie vor auf. In Deutschland indes hat sich der Name ‘Rehbraun’ durchgesetzt, der 1982 noch in Klammer hinter ‘Rotbraun‘ vermerkt wurde. Ob sich ‘Rehbraun‘ (oder ‘Rotbraun‘) jedoch noch echt im Handel findet, erscheint fraglich. Alle eingesandten Pflanzen ließen sich nicht sicher von ‘Rotstrahlbusch‘ unterscheiden. Diese 1968 von der Gärtnerei Foerster selektierte Sorte wird als weitere Steigerung hinsichtlich der Laubtönung gepriesen, deren schöne rotbraune Färbung bereits im Juni an den Blattspitzen beginnt. ‘Hänse Herms‘ wird ursprünglich als eine ebenso attraktive, doch schwächer wüchsige Auslese beschrieben. Sie kam um 1970 zunächst unter der Bezeichnung "Hänseatum" in Umlauf, bevor sie etwas später nomenklatorisch zulässig unter 'Hänse Herms' in den Katalogen auftaucht. Heute sind oftmals zwischen den angebotenen 'Rotstrahlbusch' und 'Hänse Herms' keine Unterschiede auszumachen, jedenfalls wurden von mehreren Staudengärtnereien unter den verschiedenen Bezeichnungen stets gleich aussehende Pflanzen geliefert. Da ‘Rotstrahlbusch‘ der ältere und aussagekräftigere Name der beiden Varianten ist, soll dieser beibehalten werden. Ungeachtet der nomenklatorischen Unsicherheit ist 'Rotstrahlbusch' aufgrund seiner zuverlässigen feurig-lodernden Herbstfärbung auch heute noch eine Augenweide in Pflanzungen. Flammend rotes Laub in sonnenbeschienenen Zonen und gelbe bis orangefarbene Blattspreiten im Inneren der Horste prägen das Bild der Pflanzen im Oktober. Die ähnliche und ebenfalls „ausgezeichnet“ bewertete Sorte ‘Shenandoah‘ ist im Sommer aufgrund der dunkleren und großflächigeren braunroten Tönung der Blätter sowie ihres etwas zögerlicheren Wuchses von ‘Rotstrahlbusch‘ zu unterscheiden. Die prächtige Herbstfärbung setzt etwas später ein. Sie ist dunkler und dadurch weniger leuchtkräftig als bei ‘Rotstrahlbusch‘. Da sich auch ‘Shenandoah‘ willig aussät, werden im Handel unter der Bezeichnung auch Sämlinge angeboten, die die typischen Eigenschaften der Originalpflanzen vermissen lassen.

Sorten mit blau getöntem Laub

Während Klassiker wie ‘Strictum‘ oder ‘Rotstrahlbusch‘ in Europa ausgelesen wurden und bereits seit etwa einem halben Jahrhundert in Rabatten oder in Freiflächenpflanzungen kultiviert werden, ist die Verwendung blau bereifter Rutenhirsen in Europa noch verhältnismäßig jung. Sieht man von 'Heavy Metal' ab, die bereits in den 1990er Jahren nach Europa eingeführt wurde, kamen die meisten Formen erst nach der letzten Jahrhundertwende aus den USA zu uns. Von den bisher gesichteten Sorten ist lediglich ‘Heiliger Hain‘ in Deutschland entstanden. Friedrich Camehl hat sie aus einer Sämlingspopulation von 'Heavy Metal' ausgelesen und 2001 in den Handel gebracht. 2002 wurde die Sorte von der Internationalen Staudenunion als hervorragende Neuheit ausgezeichnet. Mit ihren blaugrauen Halmen und Blattspreiten, die stets kupferrote Spitzen aufweisen, verkörperte sie zunächst einen gänzlich neuen Typus im Sortiment. Noch immer kann die schwach wachsende und gerne von Hasen und Mäusen gefressene Sorte als Bindeglied zwischen Kupferhirsen und neueren blaulaubigen Varianten betrachtet werden. Wie einige andere Sorten neigt auch ‘Heiliger Hain‘ zu reicher Selbstaussaat, so dass oft wüchsigere Sämlinge die ursprünglich gepflanzten Exemplare verdrängen.

Von den intensiv metallisch blau schimmernden Auslesen erwiesen sich mit ‘Dallas Blue’ und ‘Heavy Metal’ zwei Formen mit höchst unterschiedlichem Aussehen als die besten. Während die nur knapp eineinhalb Meter hoch werdenden, kompakten Horste von ‘Heavy Metal‘ schmale, nach oben gerichtete Blattspreiten hervorbringen, die den aufrechten Habitus der Pflanzen unterstreichen, hängen die deutlich größeren und auffällig breiten Blattspreiten der etwa zwei Meter hohen und ebenso breiten ‘Dallas Blues‘ locker über. Wenn man vermeiden will, dass Blätter in Trockenperioden vorzeitig trocken braun werden, sollten gerade die breitspreitigen blaulaubigen Sorten rechtzeitig gegossen werden. Dies gilt auch für ‘Cloud Nine’, die ebenso groß wird wie ‘Dallas Blue‘, jedoch schmalere und mehr nach oben gerichtete Blattspreiten besitzt. Sie hat ihren passenden Sortennamen aufgrund ihrer eleganten Rispen erhalten. Zahlreiche, breite, doch filigran gebaute Blüten- und Fruchtstände formen wahre Wolken über trichterförmigen Horsten. Im Gegensatz zu der äußerst standschwachen und deswegen als „entbehrlich“ eingestuften ‘Prairie Sky’ erweisen sich die geprüften Formen mit blau getöntem Laub über die Vegetationsperiode hinweg als gut standfest. Stärkere Schneefälle drücken jedoch gerade die Halme locker aufgebauter Horste so stark zu Boden, dass sich die erhofften ansehnlichen Winterbilder danach nicht mehr einstellen. Alle gesichteten blaulaubigen Sorten zeigen ein gelbes Herbstkolorit. Die Färbung der Blattspreiten setzt jedoch bisweilen so spät ein, dass sie oft nicht mehr vollständig ausgeprägt wird bevor die Horste trocken strohig werden.

Noch mehr Rutenhirsen – neue Panicum-Sorten gesichtet

Bereits die Ende 2015 abgeschlossene Sichtung des Panicum-Sortiments verdeutlichte, dass die robusten und langlebigen Gräser einen hohen Verwendungswert für Grünanlagen besitzen. Zahlreiche Sorten wurden hervorragend bewertet (siehe Gartenpraxis 1/2016). Doch schon zum Abschluss der Sichtung war klar, dass die Entwicklung des Sortiments weiter vorangetrieben wird. Aus den USA eingeführte und eigen selektierte Auslesen ergänzen das Angebot von Gärtnereien. Oft wird bei der Vorstellung einer neuen Sorte darauf verwiesen, dass diese eine Verbesserung bereits existierender Selektionen darstellt. Wie sonst könnte man rechtfertigen, dass es angesichts der üppigen Fülle bereits vorhandener Varianten immer weitere Sorten braucht? Doch halten die Neueinführungen auch das, was die Züchter versprechen? Angesichts der Menge an Neuheiten entschloss sich der Arbeitskreis Staudensichtung unmittelbar nach Abschluss der Sichtung der Rutenhirsen zu einer Ergänzungssichtung, in der der Verwendungswert noch nicht getesteter Auslesen und Züchtungen geprüft werden sollte. Die Pflanzen wurden in Dresden, Wädenswil, Weihenstephan und  Weinheim aufgepflanzt und von 2016 bis 2018 nach den Kriterien der Erstsichtung bewertet. Überwinterungsverhalten, Blüten- und Blattschmuckwirkung, Herbstfärbung, Wüchsigkeit und Standfestigkeit wurden ebenso bonitiert wie die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten und der Gesamteindruck. Die rechnerische Auswertung der Boniturergebnisse bestätigt, dass Panicum einen hohen Verwendungswert besitzt und eine Vielzahl von Sorten hervorragende Garteneigenschaften mitbringen. Bisweilen sind die Neuheiten jedoch keine Verbesserung bereits bestehender Varianten, mitunter unterscheiden sie sich nur marginal von altbekannten und bewährten Formen. Der Arbeitskreis beschloss daher, lediglich die Varianten abschließend auszuzeichnen, die sich deutlich von bereits vorhandenen Formen abgrenzen oder eine Verbesserung dieser hinsichtlich Vitalität und Gesundheit sind. Auf die Bewertung von Selektionen, die auf dem Prüffeld nur mit Fantasie von bereits etablierten Varianten zu unterscheiden sind, wurde nach eingehender Diskussion bewusst verzichtet, auch wenn die rein rechnerische Bewertung dieser Formen mitunter sehr gut ausfiel. Auf diese Weise soll darauf hingewirkt werden, Verwendern und Staudengärtnereien ein überschaubares Sortiment verlässlicher Sorten zu präsentieren und so die Sortimentsgestaltung zu erleichtern. Begünstigt wurde diese Entscheidung dadurch, dass am Tagungsort in Weinheim nicht nur die Neuheiten aufgepflanzt sind, sondern auch das Sortiment der Erstsichtung noch vorhanden ist, so dass die Pflanzen vor Ort nochmals in Augenschein genommen werden konnten.

Wertvolle rot färbende Auslesen

Die bisher bekannten Kupferhirsen zählen zu den weniger hoch wachsenden Formen im Panicum-Sortiment. Sie erreichen Höhen von knapp über einem Meter. Deutlich höher und überaus frohwüchsig zeigt sich hingegen ‘Badlands‘. Die aktuell höchste aller Kupferhirsen erweist sich trotz Wuchshöhen von über eineinhalb Metern bis in den späten Herbst hinein als sehr standfest. Stärkerer Schneelast und Sturm sind die mächtigen Horste jedoch nicht gewachsen. Die Pflanzen zeigen blaugrünes Laub, wobei sich ihre Blattspitzen bereits früh kräftig dunkelrot präsentieren. Im Herbst färben die übrigen Blattspreiten gelborange, so dass sich eindrucksvolle Bilder ergeben. Einen noch höheren Rotanteil zeigen die Horste der ebenfalls als „ausgezeichnet“ bewerteten Sorte ‘Cheyenne Sky‘ – und das schon sehr früh im Jahr. Es ist die wohl derzeit am intensivsten färbende Auslese, die im Herbst ein flammendes Schauspiel veranstaltet und durch feurig burgunderrote und orange Tönungen ins Auge fällt. Obgleich nur etwa einen Meter hoch, sind die Pflanzen gut wüchsig. Deutlich schwächer entwickelt sich hingegen ‘Külsenmoor‘, welche ebenfalls zauberhafte Herbstfarben in den Garten bringt. Die als „sehr gut“ beurteilten Pflanzen fallen durch einen lockeren trichterförmigen Wuchs auf, wodurch sie sich von anderen rot färbenden Varianten unterscheiden. Straff aufrecht wächst hingegen die zunächst unter der Bezeichnung ‘JS Black and Blue‘ eingeführte und nun unter dem Name ‘JS Blue Darkness’ geschützte Sorte. Der dichte Horst aus blaugrauen Stängeln und Blättern wird schon früh von einzelnen dunkel kupferroten Blattspreiten durchzogen. Wie viele andere Kupferhirsen beeindruckt ‘JS Blue Darkness‘ durch ein farbenfrohes Herbstkolorit in roten und gelborangen Tönen. Aufgrund ihrer hervorragenden Schmuckeigenschaften, exzellenter Standfestigkeit, hoher Vitalität und bester Gesundheit wurde ‘JS Blue Darkness‘ als „ausgezeichnet“ eingestuft.

Bereits in der Gartenpraxis 1/2016 wurde auf die Problematik von Benennung und Sortenechtheit der Sorte ‘Rehbraun‘ verwiesen. Im Rahmen der Ergänzungssichtung wurde nun ein aus der Gärtnerei Friedrich Camehl bezogener Klon aufgepflanzt. Es scheint sich dabei tatsächlich um die ursprüngliche, bereits 1957 entstandene Sorte zu handeln. Sie unterscheidet sich von den flammend rot färbenden Kupferhirsen durch eine wesentlich weniger intensive in ihrer Ausprägung ocker- bis hellbraune Herbstfärbung. Die Blattspreiten der locker aufgebauten Horste sind nur sehr vereinzelt kupferrot gefärbt. Trotz dieser auffällig anderen Farbgebung wurde die Sorte lediglich als „gut“ eingestuft. Nicht zuletzt aufgrund  mangelnder Standfestigkeit bleibt sie hinsichtlich ihres Gartenwerts hinter modernen Selektionen zurück.

Neue Rutenhirsen mit ockergelber Herbstfärbung

Eine der auffälligsten neuen Formen ist ‘Nican‘. Obgleich diese annähernd so hoch wird wie die ähnlich straff aufrecht wachsende, schon besser bekannte und bereits 2016 hervorragend bewertete ‘Northwind‘ hat sie einen eigenen Charakter. Sie ist lockerer aufgebaut, zeigt einzelne kupferrot getönte Blattspreiten und wirkt durch ihre schmaleren graugrünen Blattspreiten und die filigran verzweigten Blütenrispen, welche sich deutlich über die Blatthorste hinaus heben, insgesamt sehr zierlich. Dies soll nicht über die sehr gute Vitalität der Pflanzen hinweg täuschen. Beeindruckend ist die Standfestigkeit der Horste, die nach einer lang anhaltenden ockergelben Herbstfärbung zu den verlässlichen Schmuckereignissen im winterlichen Garten zählen. Ebenfalls ausdrucksstark präsentiert sich die gleichhoch bewertete Sorte ‘Buffalo Green‘. Sie hat durch ihr feines, einer Perücke gleichendes Geflecht reich verästelter Blütenstände einen hohen Wiedererkennungswert. Da die Pflanzen nur etwas über einen Meter hoch werden, fügen sie sich besser in kleinere Pflanzflächen ein als die höherwüchsigen Schwestersorten.

Imposante, etwa zwei Meter hohe Horste bildet ‘Thundercloud‘. Die zunächst aufwärts strebende Sorte neigt ihre zahlreichen dicht stehenden Halme im oberen Drittel über, so dass sie formschöne trichterförmige Silhouetten zeichnet. Im Herbst färben die im Sommer blaugrünen Blattspreiten kräftig goldgelb. Mitunter sind sogar orangerote Tönungen zu sehen. Die sehr vitale und gesunde Sorte wurde als „ausgezeichnet“ bewertet, obgleich die eindrucksvollen Horste in windexponierten Lagen und im Winter nicht ganz standfest sind.

Panicum amarum ‘Dewey Blue‘

Die Bittere Rutenhirse, Panicum amarum, ist in den Küstenstaaten des östlichen und südlichen Nordamerika sowie auf Kuba und den Bahamas beheimatet. Sie ist eine charakteristische Pflanze küstennaher Dünen, die gut an Trockenheit und Salz angepasst ist. Ingenieurbiologisch wird die Art in den USA zur Dünenbefestigung eingesetzt und auch zur Begrünung von Autobahnböschungen empfohlen. Auch wenn die Pflanzen in der Lage sind durchlässige, nährstoffarme Untergründe zu besiedeln, versagen sie im durchschnittlichen Gartenboden nicht. Unter der besseren Nährstoffversorgung leidet jedoch die Standfestigkeit der spät austreibenden Gräser. Dies gilt auch für die sehr ansprechend und einheitlich hell graublau gefärbte Auslese ‘Dewey Blue‘, die auf den gleichen nährstoffreichen Flächen wie Panicum virgatum-Sorten gesichtet wurde. Die Blattspreiten der insgesamt mit „sehr gut“ bewerteten Selektion sind verhältnismäßig breit. Sie färben im Herbst ockergelb. Die über eineinhalb Meter hohen Blütentriebe neigen sich locker über, so dass sich elegante, trichterförmige Horste präsentieren. ‘Dewey Blue‘ ist ein winterharter Klon, der im innerstädtischen Bereich aufgrund seiner Herkunft und seiner dadurch zu erwartender Salzverträglichkeit eine gute Eignung für die Verwendung in innerstädtischen Verkehrsinseln erwarten lässt. In Verbindung mit anderen Hunger- und Durstkünstlern lässt sich die schöne Sorte gewinnbringend in Kiesgärten und vor nach Süden exponierten Fassaden verwenden. Für die Gestaltung von Rabatten oder die Schaffung wiesenartiger Pflanzungen auf frischem Boden greift man indes besser auf eine der zahlreichen prächtigen Sorten von Panicum virgatum zurück. Will man diese mitunter sehr fertilen Schätze dauerhaft echt im Garten erhalten, gilt es aufkommende Sämlinge konsequent zu entfernen, es sei denn, man will eigene Auslesen kreieren. Angesichts der bereits überaus reichen Auswahl an exzellenten Gartenformen müssten diese jedoch schon mit außergewöhnlichen Schmuckeigenschaften oder besonderen Verwendungsmöglichkeit punkten, um dauerhaft einen Platz im Standardsortiment von Gärtnereien einzunehmen.

Boniturbogen

Für jedes Sichtungssortiment wird eigens festgelegt, welche Kriterien bewertet und wie diese bei der Endauswertung gewichtet werden. Den Bewertungsbogen zur Bewertung der Panicum-Formen finden Sie hier zum Herunterladen als pdf-Datei.

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