Herbst-Anemonen - Sichtung

Herbst-Anemonen-Sichtung

Informationen zum Sortiment

Das handelsübliche Sortiment der Herbst-Anemonen in den deutschen Staudengärtnereien umfasst derzeit knapp 30 Sorten. Diese wurden im Rahmen der Staudensichtung zunächst auf ihre Sortenechtheit und daraufhin an sechs unterschiedlichen Standorten auf ihren Gartenwert geprüft. Gesichtet wurde in Düsseldorf, Erfurt, Hohenheim, Höxter, Osnabrück und Weihenstephan. Winterhärte, Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen, Standfestigkeit, Wüchsigkeit sowie Blühfreudigkeit und Blütenschmuckwirkung waren die wichtigsten Prüfkriterien. Dass die Herbst-Anemonen zu weit verbreiteten und geschätzten Gartenpflanzen wurden, ist zahlreichen guten Züchtungen zu verdanken, die zum Teil bereits vor über Hundert Jahren entstanden. Viele von ihnen sind noch heute ebenso attraktive wie problemlose Gartenpflanzen (Blütezeitkalender), so dass zahlreiche Sorten als ausgezeichnet (***) oder sehr gut (**) bewertet werden konnten.

Nach Abschluss der Sichtung wurden die Sortimente von folgenden Firmen erworben:
Bamberger Staudengarten, Staudengärtnerei Fehrle, Staudengärtnerei Manig, Syngenta Seeds, Jungpflanzen Zillmer

Informationen zur Pflanzengruppe

Um Ausfälle im Pflanzjahr zu vermeiden, werden Herbst-Anemonen am besten im Frühjahr gepflanzt. Sollte eine Herbstpflanzung unumgänglich sein, so sollte diese so früh wie möglich durchgeführt und die Pflanzen im folgenden Winter durch eine Laubdecke geschützt werden. Einmal etabliert, erweisen sich die schmuckvollen Blütenpflanzen in der Regel als winterhart und dauerhaft, wobei die von Anemone tomentosa abstammenden Formen ('Robustissima', 'Serenade', 'Septemberglanz', 'Albadura') über den gesamten Beobachtungszeitraum hinweg völlig ohne Schäden blieben. Sieht man von Winter bedingten Beeinträchtigungen bei den Sorten 'Elegans', 'Pamina' und 'Königin Charlotte' ab, waren jedoch auch bei anderen geprüften Sorten meist keine nennenswerten Winterschäden zu beklagen. Mit zunehmender Standzeit entwickeln sich die beeindruckenden Spätsommer- und Herbstblüher immer prächtiger. Bei entsprechendem Nährstoffangebot und günstigem Witterungsverlauf erreichen sie dann auch Wuchshöhen, die man ihnen anfänglich nicht zugetraut hat. So benötigen einige Sorten wie 'Elegans' durchaus drei Jahre, um ihre volle Schönheit zu entwickeln. Während dieser Zeit sollten die Pflanzen nicht von starkwüchsigen Nachbarn bedrängt werden.

Immer wieder werden die Herbst-Anemonen für Pflanzungen am sonnigen Gehölzrand und für lichtschattige Rabatten empfohlen, wo vor allem die Abkömmlinge von Anemone tomentosa auch gut aufgehoben sind. Es zeigt sich jedoch, dass die prächtigen Gartenpflanzen bei einseitiger Beschattung sehr stark dem Licht zu wachsen und in der Folge an Standfestigkeit verlieren. Bei zunehmender Beschattung lässt zudem die Blühfreudigkeit der Pflanzen deutlich nach, oft zeigen die Pflanzen dann auch ein lockeres Wuchsbild. Obgleich die meisten Sorten durchaus als anpassungsfähig eingestuft werden können, präsentieren sich die Herbst-Anemonen am schmuckvollsten in sonnigen bis absonnigen Beeten auf frischem bis feuchtem, nährstoffreichem Untergrund. Kühle Lagen werden gegenüber wärmeren Standorten bevorzugt.

Nomenklatorische Verwirrung

Zu den Herbst-Anemonen gehören die bekannten Arten Anemone hupehensis und Anemone tomentosa sowie die seltener gehandelten Anemone vitifolia und Anemone matsudae. Hauptakteure in der Gartenkultur sind jedoch die daraus ausgelesenen und die durch Kreuzung zwischen den Arten entstandenen Sorten. Unglücklicher Weise legte bereits die Beschreibung gefüllt blühender, in Japan verwilderten Kulturpflanzen als Anemone japonica im Jahre 1835 den Grundstein für nomenklatorische Verwirrungen, die bis heute nachwirken. Wie Margareth Hop anschaulich beschreibt, wurde die aus West- und Zentralchina stammende, einfach blühende Wildform erst 1900 nach England eingeführt. Bowles und Stearn gaben der Pflanze 1947 den Namen Anemone hupehensis und bezeichneten die gefüllt blühende Kulturformen nunmehr als Anemone hupehensis var. japonica, wobei es Kaiser und Offenthal folgend fraglich bleibt, ob die Varietät nicht bereits auf die Bastardisierung von Anemone hupehensis und Anemone tomentosa zurückzuführen ist. Ungeachtet dessen wären alle gefüllt blühenden Varianten Anemone hupehensis var. japonica und die einfach blühenden Abkömmlinge der Art Anemone hupehensis zuzuordnen. Kreuzungen zwischen Anemone hupehensis und Anemone vitifolia sind als Anemone x hybrida beschrieben. Die aus der Bastardierung von Anemone hupehensis und Anemone tomentosa hervorgegangenen Hybriden müssten dann noch benannt werden, wenn man nicht die Auffassung vertritt, dass die zu Anemone hupehensis var. japonica gestellten Sorten Kreuzungen aus Anemone hupehensis mit Anemone tomentosa sind. Dies würde bedeuten, dass alle Kreuzungen aus Anemone hupehensis, Anemone tomentosa und Anemone vitifolia unter der Bezeichnung Anemone x hybrida zu führen sind und in letzter Konsequenz dazu führen, dass das Taxon Anemone hupehensis var. japonica ganz aufzugeben ist.

Die Zuordnung in Sortengruppen

Nachdem die bisher gebräuchliche Nomenklatur Fragen offen lässt, die Zuordnung einzelner Sorten ohnehin fraglich ist und die Umsetzung der von Bowles und Stearn begründeten Namensgebung in den Gärtnereien nur zögerlich und häufig auch nur inkonsequent umgesetzt wurde, erscheint die von Hop begründete Einteilung der Sorten in Sortengruppen sinnig und konsequent. Die Eingliederung ungefüllt blühender Sorten in die Autumn Single Group (5 Blütenblätter), halbgefüllt blühender Spielformen in die Autumn Elegans Group (6-20 Blütenblätter) und die gefüllt blühenden Varianten in die Autumn Double Group (mehr als 20 Blütenblätter) orientiert sich dabei nicht mehr an der genetischen Herkunft der Sorten als vielmehr an äußeren Merkmalen. Dies scheint insofern gerechtfertigt, als dass die Herbst-Anemonen eine sehr homogene Gruppe mit ähnlichen Standortansprüchen und - sieht man von den überaus wüchsigen Abkömmlingen von Anemone tomentosa ab - weitgehend übereinstimmenden Wuchseigenschaften sind. Ferner bietet die Einteilung dem weniger sortenkundigen Staudenverwender zumindest einen Hinweis auf die Blütenform und die Blütezeit der Pflanzen. Leider setzt die derzeit gültige Namensliste der Stauden von Hoffman die Sortenklassifizierung von Hop nur inkonsequent um. Zwar wird die Gruppeneinteilung aufgeführt, dennoch werden die Sorten weiterhin Anemone hupehensis, Anemone tomentosa oder Anemone x hybrida zugeordnet, so dass nun neben einer bereits vollständigen Pflanzenbezeichnung aus Art und Sortennamen zusätzlich die Gruppenzugehörigkeit vermerkt ist. Dies geschieht wohl in der Absicht, den Nutzern an die neue Klassifikation heranzuführen, führt jedoch zu einer unnötig aufgeblähten Benennung der Pflanzen (z.B. Anemone hupehensis 'Prinz Heinrich' Autumn Single Group), die so kaum Eingang in die Praxis finden wird. Die Zuordnung von Sorten wie 'Hadspen Abundance' oder 'Ouvertüre' zu Anemone x hybrida dürfte zudem nicht uneingeschränkt begrüßt werden. Aus diesem Grund wird hier der eingängigeren und leicht nachvollziehbaren Klassifikation von Hop gefolgt. In der Datenbank, die neben den Beurteilungen Kurzbeschreibungen für alle abschließend bewerteten Sorten enthält, werden darüber hinaus die gängigsten Synonyme für die jeweiligen Pflanzen genannt.

 

Literatur:
Hoffman, M.H..A., 2005: List of names of perennials. Applied Plant Research, Boskoop.
Hop, M.E.C.M., 2001: Herfstbloeiende Anemone. Dendroflora 38, 13-37.
Kaiser, K., 1995: Anemonen. Ulmer Verlag, Stuttgart.
Kaiser, K. und R. Offenthal, 2002: Anemone in Jelitto, Schacht, Simon - Die Freilandschmuckstauden (Teil 1), Ulmer Verlag Stuttgart.

Boniturbogen

Der Arbeitskreis Staudensichtung legt für jedes Sortiment neben den spezifischen Bewertungskriterien auch deren Gewichtung bei der Endauswertung fest. Den Boniturbogen zur Bewertung der Anemonen-Formen finden Sie hier zum Herunterladen als pdf-Datei.

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