Carex - Sichtung

Carex-Sichtung

Informationen zur Sichtung und zur Pflanzengruppe

Wintergrüne Seggen - die besten Formen für Grünanlagen

Die Gattung Carex zählt zu den vielfältigsten im Pflanzenreich. Weltweit gibt es ungefähr 2000 Arten, darunter etwa 100 in Deutschland heimische. Seggen kommen am Rande von Gewässern, in Wäldern, an Waldrändern, auf Trockenrasen und mitunter in alpinen Schutt- und Felsengesellschaften vor. Ihre Bestimmung ist nicht immer einfach. Im Vergleich zum natürlichen Formenreichtum ist die Zahl der in Gärtnereien kultivierten Arten bescheiden. In Europa werden kaum mehr als 30 davon in den Sortimenten von Gärtnereien gelistet. Neben wenigen sommergrünen sind es vornehmlich wintergrüne Formen, die aufgrund ihrer Schattenverträglichkeit in Grünanlagen meist im Umfeld von Baum und Strauch verwendet werden. Oft sind es jedoch nicht die Arten, sondern Auslesen und Züchtungen, die größere gärtnerische Bedeutung erlangt haben. Neben der feinen bis sehr feinen Textur der Pflanzen steht vermehrt die Farbigkeit des Laubs im Fokus der Verwendung. Angesichts wachsender Bedeutung buntlaubiger Seggen als zierende Elemente in Park und Gärten, auf Gräbern, in Gefäßen für Balkon und Terrasse sowie in Wechselflorpflanzungen ist das kaum verwunderlich. Welche Sorten sich für die dauerhafte Pflanzung in Grünanlagen empfehlen, sollte durch die Sichtung des Sortiments untersucht werden. Hierfür wurden durch den Arbeitskreis Staudensichtung ursprünglich über 40 wintergrüne Formen in Dresden, Ellerhoop, Erfurt, Graz, Weihenstephan, Weinheim und Wien aufgepflanzt und hinsichtlich Überwinterungsverhalten, Blattschmuckwirkung über das Jahr hinweg, Vitalität sowie Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten begutachtet. Um zu sehen, ob ein Rückschnitt der Pflanzen im zeitigen Frühjahr zur Verbesserung des Aussehens beiträgt, wurden bei den einzelnen Varianten jeweils drei der aufgepflanzten Exemplare vollständig zurückgeschnitten, die anderen drei Pflanzen blieben ohne Schnitt.

Verwechslungsgefahr

Nachdem Carex foliosissima lange Zeit als Unterart von Carex morrowii betrachtet wurde, wird den Pflanzen mittlerweile Artstatus zugebilligt. Dies ist aus gärtnerischer Sicht sinnig und nützlich, da sich die beiden aus Japan stammenden Spezies in ihrem Wuchsverhalten deutlich unterscheiden. Während Carex morrowii horstig wächst, bildet die auch in Wäldern auf der Insel Sachalin vorkommende Carex foliosissima reichlich Ausläufer und dadurch größere Bestände, sodass sich deren Abkömmlinge zumindest kleinflächig als Bodendecker verwenden lassen. Bereits im Jungpflanzenstadium sind die beiden Arten und davon abstammende Auslesen aufgrund ihres Blattquerschnitts zu unterscheiden. Während Carex morrowii lediglich eine ausgeprägte, für Carex-Arten typische rinnenartige Vertiefung in der Blattmitte zeigt, sind die Blattränder bei Carex foliosissima zudem nach unten gebogen, sodass der Blattquerschnitt einem flachen M gleicht. Ungeachtet dessen scheinen einige Sorten in manchen Gärtnereien falsch zugeordnet. So handelte es sich bei den unter der Bezeichnung Carex morrowii 'Gilt' eingereichten Exemplaren um Carex foliosissima 'Ice Dance', bei vermeintlichen Carex morrowii 'Goldband' um Carex foliosissima 'Vanilla Ice'. Ebenfalls als nicht sortenecht erwiesen sich die zur Bewertung aufgepflanzten Carex oshimensis 'Greenwell'. Die starke Ausläuferbildung macht klar, dass die Zuordnung der Pflanzen zu Carex oshimensis nicht stimmig sein kann. Es wurden versehentlich Carex foliosissima 'Irish Green' geliefert. Beobachtungen aus der Sichtung legen ferner den Schluss nahe, dass es sich bei den in Staudengärtnereien als Carex morrowii var. temnolepis (heute Carex temnolepis) kultivierten Pflanzen wohl um Abkömmlinge von Carex lanceolata handelt. So waren auf den Sichtungsflächen kaum Unterschiede zu der ebenfalls geprüften Carex lanceolata 'Lushan' zu erkennen. Folgt man den Angaben von Ohwi in der Flora von Japan, sollte Carex temnolepis breitere Blattspreiten als die in unseren Grünanlagen verwendeten Pflanzen aufweisen.

Sorten von Carex morrowii

Carex morrowii ist durch die Sorte ‘Variegata‘ seit weit über 100 Jahren im Sortiment von Staudengärtnereien etabliert und zählt schon seit langem zum Standardrepertoire in der Pflanzenverwendung. Es ist eine ansprechende Blattschmuckform, die an ihren schmalen cremeweißen Streifen an den Rändern ihrer steifen dunkelgrünen Blätter gut zu erkennen ist. Ihr hoher Gartenwert wird durch die sehr gute Bewertung bestätigt. Wie bei vielen anderen wintergrünen Seggen zeigte es sich, dass sich die Frage, ob ein Rückschnitt des Laubs nach der Blüte sinnig ist, oft nicht allgemein gültig beantworten lässt. Während das Laub in wintermilden Regionen in schattigen Lagen kaum verbräunt oder vergilbt, sehen die Horste in kälteren Regionen oder bei stärkerer Belichtung nach dem Winter weit weniger schön aus, was einen bodennahen Rückschnitt rechtfertig. Dass sich die Pflanzen anschließend etwas schwächer entwickeln, spielt bei wüchsigen Varianten kaum eine Rolle, doch treiben weniger vitale Sorten nach Rückschnitt zögerlich aus. Unterbleibt der Rückschnitt, gerät der durch verbräuntes Laub wenig erbauliche Anblick durch den Neuaustrieb nur allmählich in Vergessenheit. Farbintensiver als 'Variegata' erscheinen die Horste von 'Aureovariegata'. Ihre Blätter werden von breiteren cremefarbenen Streifen am Rand gesäumt. Die gut beurteilte Sorte ist weniger wüchsig, was angesichts des reduzierten Chlorophyllgehalts nicht verwundert. Rückschnitt schwächt die gegen Wintersonne empfindlichen Pflanzen. Das Spektrum buntlaubiger Varianten wird durch 'Goldwell' bereichert, die gelbe Streifen an den Blatträndern zeigt. Da die ansprechend wirkende Sorte lediglich in Weihenstephan aufgepflanzt war, wurde sie nicht beurteilt.

Auch wenn es lange gedauert hat, bis grünlaubige Formen von Carex morrowii in den Handel gekommen sind, so gibt es mittlerweile eine Reihe oft ähnlicher Klone mit grünem Laub. Noch besser als die altbekannten panaschierten Auslesen schnitt Carex morrowii 'Hazy Green' ab, die am Ende des dreijährigen Beobachtungszeitraums die bestmögliche Bewertung erhielt. Die schmalblättrige Sorte unterscheidet sich kaum von Pflanzen, die unter der Artbezeichnung eingesandt wurden. Aufgrund möglicher genetischen Variabilität wurde die Art jedoch nicht bewertet. Der gut wüchsige, vollständig grünlaubige Klon 'Hazy Green' schmückt mit etwa 1 cm breiten Blattspreiten, die locker überhängen. Stärkere Sonneneinstrahlung führt wie bei anderen Carex morrowii-Varianten zur Vergilbung der Blattspreiten. Etwas breiteres grünes, bogenförmig übergeneigtes Laub bringt die sehr gut bewertete 'Mosten', die bereits ab März und damit früher als 'Hazy Green' blüht. Ohne Rückschnitt stören im Sommer abgestorbene Blätter innerhalb der dunkelgrünen Horste, sodass die Pflanzen in winterkälteren Regionen etwas struppig wirken. Nach Rückschnitt zum Ende der Blütezeit braucht die Auslese von Jan Spruyt etwas länger als andere Carex morrowii-Varianten bis sich wieder ansehnliche Grasschöpfe zeigen.

Carex foliosissima und Verwandte

Die ausläuferbildende Carex foliosissima bietet in ihren Auslesen eine ähnlich breite Palette an Blattfarben wie das Sortiment von Carex morrowii. Empfehlenswerte Sorten sind 'Irish Green', 'Ice Dance' und Vanilla Ice, die alle sehr vital sind und aufgrund ihres ansprechenden Aussehens als sehr gut bewertet wurden. Die grünlaubige 'Irish Green' besiedelt rasch größere Flächen. Sie sollte nicht mit schwächer wachsenden Nachbarn kombiniert werden, eignet sich jedoch gut zur Unterpflanzung von Gehölzen. Ähnliches gilt für die buntlaubigen Sorten. Als bodendeckende Pflanzen vermögen 'Ice Dance' und mehr noch 'Vanice', die unter der Markenbezeichnung VANILLA ICE angeboten wird und eine etwas breitere cremefarbene Panaschierung an den Blatträndern als 'Ice Dance' aufweist, schattige Szenerien durch ihr heiteres Erscheinungsbild aufzuhellen.

Abkömmlinge von Carex oshimensis

Carex oshimensis stammt aus Japan und wächst dort in meist trockeneren Wäldern oder an felsigen Hängen. Die Art bildet dichte Horste aus schmalen 3-6 mm breiten Blättern. Unwesentlich breitere Blattspreiten bringt die ebenfalls in Japan beheimatete Art Carex hachijoensis hervor, die gelegentlich Ausläufer bildet. 'Evergold' wird im Handel bisweilen zu Carex oshimensis, mitunter auch zu Carex hachijoensis gestellt. Obgleich Wuchs und einige Blütenmerkmale wie die grannenförmig zugespitzten Tragblätter der weiblichen Blüten für die Zuordnung zu Carex oshimensis sprechen, deuten die kahlen und lang geschnäbelten Utrikel, die langgestielten Hüllblätter und die Blattbreite darauf hin, dass die Sorte hybriden Ursprungs ist. Die breiten cremegelben Streifen in der Mitte der Blattspreiten, die eleganten Laubschöpfe aus übergeneigten Blättern sowie Vitalität und Ausdauer begründen die sehr gute Bewertung der seit langem im Sortiment von Staudengärtnereien geführten Variante. Für die Verwendung in Gärten ist es nach wie vor die zuverlässigste Form von Carex oshimensis. Neuere Variante wie die aus einem Sport von 'Evergold' ausgelesene 'Ice Cream' und die in der EverColor-Serie zusammengefassten Spielformen Everest, Everillo und Eversheen konnten nicht überzeugen. Wurde 'Fiwhite', die unter der Markenbezeichnung Everest gehandelt wird, aufgrund ihrer ansprechend wirkenden, klar abgesetzten weißen Streifen an den Blatträndern noch als Liebhabersorte eingestuft, wurden alle weiteren aufgrund ihrer geringen Vitalität als entbehrlich beurteilt. Es sind hierzulande vornehmlich Pflanzen für Dekozwecke, von denen sich in wärmeren Regionen neben Everest allenfalls noch Everillo für die Pflanzung in Grünanlagen empfehlen lässt, welche jedoch in kühleren Regionen nach dem ersten Winter vollständig ausgefallen ist.

Weitere Seggen aus Ostasien

Carex conica ist in Korea und Japan heimisch und besiedelt dort lichte Bergwälder niederer Höhenlagen. Von der horstbildenden Art sind seit kurzem auch grünlaubige Pflanzen verfügbar, die in der Sichtung unter dem Arbeitsnamen „Grüner Klon“ geführt wurden. Es stellte sich heraus, dass die Pflanzen weder einheitlich sind, noch begeistern konnten. Infolgedessen wurde sie nicht bewertet. Die alteingeführte Sorte 'Snowline', die im Handel mitunter noch immer unter den Bezeichnungen 'Hime-kan-suge', 'Marginata' oder 'Variegata' auftaucht, schmückt mit schmalen Blattspreiten, deren Ränder milchweiße Streifen säumen. Der trägwüchsige Klon ist konkurrenzschwach. Auf den Sichtungsflächen waren zahlreiche Ausfälle zu verzeichnen. Insgesamt konnte die Zuchtform nicht befriedigen. Besser schnitt Carex lanceolata 'Lushan' ab. Die von der Mongolei über das Amurgebiet bis nach Korea und Japan verbreitete Art siedelt vornehmlich in Waldlichtungen. Sie ist ferner auf trockenen Wiesen, an sonnigen Berghängen und an Wasserrändern zu finden. Entsprechend anpassungsfähig sind ihre Abkömmlinge in Kultur. 'Lushan' formt aus dünnen Blattspreiten ansprechend wirkende Horste. Zum Ende des Winters liegen die Blattspreiten dem Boden auf, ein zeitiger Rückschnitt vor dem früh im Jahr erfolgenden Neuaustrieb ist daher empfehlenswert. Ebenfalls als gut beurteilt wurde Carex lenta 'Osaka', einer von Chris Ghyselen aus Japan mitgebrachten Auslese der von Japan bis Borneo, Indien und Pakistan verbreiteten Art. Die im Winter blühende Variante sieht besser aus, wenn sie nach der Blütezeit vollständig zurückgeschnitten wird. Vor allem in regenreicheren Regionen ist sie so wüchsig, dass sie danach rasch durchtreibt. Sie bildet durch Ausläufer langsam, aber stetig größere Bestände. Ihre etwa 90 cm langen Blattspreiten hängen locker über.

Heimische Arten und deren Sorten

Carex pendula, die Hänge-Segge, ist eine in Gärten ebenso bewährte wie etablierte heimische Art. Sie wird aufgrund ihres stattlichen Wuchses, ihrer breiten dunkelgrünen Blattspreiten sowie ihrer großen Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Standorte geschätzt. So kann sie auch schwere tonige Böden sowie wechselfeuchte Standorte besiedeln und Staunässe aushalten. Carex sylvatica, die Wald-Segge, bleibt deutlich kleiner und kommt ebenfalls in verschiedenen Waldgesellschaften Deutschlands vor. Von beiden wintergrünen Arten existieren keine gärtnerischen Auslesen. Da sie sich mitunter stark aussäen und die Nachkommenschaft insbesondere bei Carex sylvatica sehr heterogen ausfallen kann, wurden sie nicht in die Sichtung aufgenommen. Ebenfalls heimisch ist Carex divulsa, die neuerdings wieder Carex muricata heißen soll. Von der Lockerährigen Segge, die von Mitteleuropa bis Vorderasien und Nordafrika in lichten Wäldern und an Waldrändern auf kalkarmen Standorten gedeiht, existieren mittlerweile einige Auslesen. Als beste davon wurde die im Hermannshof in Weinheim selektierte ‘Weinheim Light Green‘ mit zwei Sternen bewertet. Sie bildet aus bogig übergeneigten, später überhängenden schmalen Blattspreiten formschöne Horste und ist sehr vital. Dies ermöglicht einen bodennahen Rückschnitt der Pflanzen zum Ende des Winters, wodurch unschöne braune Blattspitzen entfernt werden. Angesichts des kräftig grasgrünen Laubs täuscht der Sortenname etwas. Eine als Carex divulsa ‘Bugbos‘ eingereichte, ausschließlich in Weihenstephan aufgepflanzte Form, entpuppte sich als Form der heimischen Winkel-Segge Carex remota. Sie erwies sich keinesfalls besser als die zahlreichen im Sichtungsgarten gepflanzten feinlaubigen Exemplare dieser nicht vollständig wintergrünen Art, die sich mitunter reichlich versamt. Ebenfalls schmale Blätter sind Carex umbrosa zu eigen. Die Schatten-Segge ist eine eurasische Spezies, die als Zeigerpflanze auf lehmige Untergründe verweist. Es ist wohl eine variable Art, zumindest unterschieden sich die Blattlängen und Horstgrößen von Pflanzen, die unter dem Artnamen eingereicht wurden, deutlich von der sehr viel opulenteren und insgesamt empfehlenswerteren Sorte 'Feuerbach', welche als gut bewertet wurde. Deren schmale Blätter fallen schlaff über und formen elegante Horste. Wenn das Laub ausgangs des Winters stark verbräunte Spitzen zeigt, vertragen die vitalen Pflanzen einen bodennahen Rückschnitt.

Carex ornithopoda besiedelt in der Natur vorwiegend trockene bis mäßig frische Standorte auf nährstoff- und meist kalkreichen durchlässigen Untergründen. Die selten kultivierte Art verträgt nicht allzu viel Schatten, was auch für die seit langem bekannte und häufig angebotene Sorte 'Variegata' gilt. Die Weißbunte Vogelfuß-Segge ziert durch schmale Blätter mit auffälligen cremefarbenen Streifen in der Mitte. Sie bildet zierliche, wenig konkurrenzkräftige Horste. Sie mag in Einzelfällen auf ausgewählten Standorten wie nordseitigen Steingartenpartien oder im lichten Schatten von Gebäuden im Zusammenspiel mit wenig konkurrenzstarken Partnern zu gefallen, auf den Prüfflächen fielen jedoch zahlreiche Pflanzen aus und die verbleibenden Exemplare konnten keinesfalls begeistern.

Das Verbreitungsgebiet von Carex pilosa erstreckt sich von Frankreich bis nach Ostasien. In Deutschland hat die Wimper-Segge ihren Verbreitungsschwerpunkt im Bodenseegebiet und Voralpenland und kommt dort vor allem in bodenfrischen Eichen- und Buchenmischwäldern meist auf kalkarmen, lehmigen Böden vor. Ihren deutschen Namen verdankt die Art der Behaarung von Blatträndern und Blattunterseiten, was einzigartig im Sichtungssortiment ist, sodass sich die Pflanzen leicht von anderen abgrenzen lassen. 'Copenhagen Select', hierzulande fälschlich als 'Kopenhagen Select' angeboten, wächst wie die schattenverträgliche Art rasenartig. Trotz guter Vitalität und Ausläuferbildung bleiben die Flächen lückig und die Pflanzen wirken etwas struppig. Das Laub scheint nicht sicher wintergrün, gelbe Blätter und braune Blattspitzen stören fast ganzjährig, sodass die in ihrem Wuchsbild etwas struppig erscheinende Sorte als entbehrlich eingestuft wurde. Wesentlich verlässlicher zeigt sich Carex flacca, die durch starke Ausläuferbildung bald größere Flächen erobert. Wie die deutschen Namen Blau-Segge oder Blaugrüne Segge vermuten lassen, ist das Laub der in nahezu ganz Europa verbreiteten Art bläulich getönt. Dies ermöglicht ihr neben Standorten in lichten Wäldern auch sonnigere Areale zu besiedeln. Auch bezüglich des Bodens sind die Pflanzen wenig wählerisch. Von den beiden gesichteten Klonen konnte 'Buis' mehr noch als die ähnliche, aber unregelmäßiger wachsende 'Blue Zinger' überzeugen. Da die cremefarbenen, unterschiedlich breiten Streifen an den Blatträndern von 'Buis' nur bei detaillierter Betrachtung auffallen, die Sorte aber klar von der Art unterscheiden, wird diese Auslese als sehr gut eingestuft. 'Blue Zinger' bringt keine Vorteile gegenüber der Wildform oder 'Buis' und wird daher als entbehrlich betrachtet. Es versteht sich von selbst, dass die urwüchsigen Abkömmlinge von Carex flacca nicht in artenreichen Pflanzungen einzusetzen oder gar mit schwachwüchsigen Partnern zu kombinieren ist. Sie ist jedoch in der Lage schwierig zu begrünende Gartenecken, beispielsweise Flächen unter Birken, dauerhaft zu begrünen. Die Bestände können bei Bedarf bodennah zurückgeschnitten oder gemäht werden.

Abkömmlinge nordamerikanischer Arten

Carex bromoides stammt aus dem östlichen Nordamerika, doch gibt es auch Fundorte in Texas und Mexiko. Die Art kommt in feuchten Wäldern und nassen Wiesen vor. Die Pflanzen bringen lange, sehr schmale Blätter hervor, die dem Boden aufliegen. Es entstehen schwungvolle Linien, weswegen der geprüfte Klon im Rahmen der Sichtungstagung in Pillnitz als ‘Waves‘ benannt und mit einem Stern bewertet wurde. Die Horste brauchen ausreichend Platz. Sie gleichen einem langhaarigen, ungekämmten Wuschelkopf, der aufgrund von Blattverbräunungen meist einige Strähnchen aufweist. Ebenfalls im östlichen Kanada und im Osten der USA ist Carex pensylvanica zu Hause. Anders als viele ähnlich aussehende Arten wächst diese Segge in trockeneren Wäldern und in Dickichten. Vielleicht präsentieren sich die Pflanzen in Konkurrenz mit Gehölzen auf sandigen Böden ansprechender, auf den Sichtungsflächen konnten die feinblättrigen Pflanzen jedoch nirgendwo überzeugen. Sie verbräunen im Winter stark und erwiesen sich als wenig wuchskräftig. Fast hat es den Anschein, dass sie hierzulande nicht sicher wintergrün sind. Sehr ähnlich präsentiert sich Carex cherokeensis. Die Art stammt aus Auwäldern im Südosten der USA. Die Schöpfe beeindruckten im ersten Standjahr mit schmalem frischgrünem Blattwerk. Allerdings verbräunen die Blattspreiten bereits Mitte des Winters und die Pflanzen regenerieren nach dem nötigen Rückschnitt nur langsam. Die Art bildet kurze Ausläufer, verkahlt aber schon bald aus der Mitte heraus. Diese starke Tonsurbildung ist auch der Sorte ‘Swarthmore‘ zu eigen, die sich nur unwesentlich besser als die Art erweist und nicht zuletzt aufgrund der unschönen Verbräunung des Laubs über einen langen Zeitraum hinweg als entbehrlich eingestuft wurde.

Carex plantaginea ist seit langem ein fester Bestandteil im Standardsortiment der Staudengärtnereien. Aufgrund ihrer auffallend breiten Blattspreiten sind die deutschen Bezeichnungen Breitblatt- oder Wegerich-Segge gut gewählt. Die Art bildet durch kurze Ausläufer niedrige Teppiche. Sie erträgt weder Sonneneinstrahlung noch Trockenheit, was angesichts des Naturstandorts in feuchten Waldstandorten im Osten Kanadas und der USA nicht verwundert.  'Blue Ridge' wächst etwas schwächer und bleibt daher fast horstartig. Die Sorte besitzt etwas schmalere Blätter, reagiert sehr empfindlich auf winterliche Sonneneinstrahlung und stellt insgesamt keine Verbesserung dar, sodass sie als entbehrlich bewertet wurde.

Farbliche Abwechslung bringt Carex laxiculmis 'Hobbs', die unter dem Markennamen Bunny Blue gehandelt wird und durch ihr blaugrünes Laub auffällt. Die Art stammt aus der Region der Großen Seen in Nordamerika, wo sie in feuchten Wäldern auf Tonböden vorkommt, doch wusste die Sorte selbst auf den schweren Böden in Weihenstephan nicht zu überzeugen und an den anderen Sichtungsstandorten schon gar nicht. Pilzerkrankungen, insbesondere Colletotrichum, bedingen stets fleckige sowie absterbende Blätter und setzen die Vitalität der Pflanzen deutlich herab. Folglich können sie nicht für eine breitere Verwendung empfohlen werden.

Sorten hybriden oder unbekannten Ursprungs

In den letzten Jahren wurden gezielte Kreuzungen mit verschiedenen Carex-Arten durchgeführt, um form- und farbschöne Varianten für die Verwendung in floristischen Arrangements zu erzielen. Eine dieser komplexen Hybriden, an deren Entstehung vermutlich Carex oshimensis und Carex morrowii beteiligt waren, ist 'Feather Falls'. Die Pflanzen bilden formschöne Horste aus glänzenden Blättern, die einen prägnanten Kontrast zwischen dunkelgrüner Mitte und weißem Rand offenbaren. Es ist eine ebenso vitale wie anpassungsfähige und gesunde Sorte, deren Laub bis weit in den Winter hinein ansprechend wirkt. Sind im Frühjahr Blattverbräunungen zu beobachten, regenerieren die Pflanzen nach Rückschnitt rasch. Die ausgezeichnet bewertete Form ist eine absolute Bereicherung im Seggen-Sortiment. Derselben Züchtungslinie entstammt Carex 'Ribbon Falls'. Ihr Laub bringt das dunkelste Grün ins Carex-Sortiment, was besonders im Spätherbst im Kontrast mit buntem Falllaub zur Wirkung kommt. Trotzdem bleibt die gut bewertete Sorte in Wuchs und Wirkung deutlich hinter Feather Falls zurück. Sie entwickelt sich in warmen Regionen besser als in kühleren.

Carex 'Silver Scepter' wird im Handel unterschiedlichen Arten zugeordnet. Bisweilen wird die weißpanaschierte Sorte als Form von Carex morrowii, mitunter als Abkömmling von Carex dolichostachya, seltener und unverständlicherweise sogar als Variante der sommergrünen Carex siderosticta geführt. Die Pflanzen wachsen aufgrund der Bildung kurzer Ausläufer rasenartig. Es ist daher nicht auszuschließen, dass an der Entstehung der schmalblättrigen Variante Carex foliosissima beteiligt gewesen ist, doch konnte die Sorte aufgrund ihrer Blütenmerkmale keiner Art sicher zugeordnet werden. Im Winter verbräunen die Spitzen der weichen Blattspreiten stark. Da die Pflanzen – unabhängig ob geschnitten wurde oder nicht – auch im Sommer starke Blattverfärbungen aufweisen, konnten Sie nicht befriedigen.  Sehr gut bewertet wurde hingegen Carex 'Kyoto'. Es ist eine schmalblättrige, horstbildende Segge unbekannter Eltern, die Chris Ghyselen in einem Wald in der Nähe Kyotos gefunden hat. Der Findling bildet durch bogenartig übergeneigte Blattspreiten ebenso stattliche wie formschöne Horste. Da im Winter stets ein Teil des Laubs verbräunt oder zumindest die Blattspitzen unansehnlich werden, sollten die Pflanzen ausgangs des Winters zurückgeschnitten werden. Die vitale Sorte treibt danach rasch aus und weiß dann bis weit in den Winter hinein zu gefallen.

Boniturbogen

Für jedes Sichtungssortiment wird eigens festgelegt, welche Kriterien bewertet und wie diese bei der Endauswertung gewichtet werden. Den Boniturbogen zur Bewertung der Carex-Formen finden Sie hier zum Herunterladen als pdf-Datei.

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