Echinacea - Sichtung

Echinacea-Sichtung

Informationen zur Sichtung

Das Echinacea-Sortiment ist in den vergangenen Jahren sprunghaft gewachsen und umfasst durch gezielte Kreuzung von Arten inzwischen ein großes Formen- und Farbspektrum bei den Blüten. Um den Gartenwert zu prüfen wurden 2010 alle erhältlichen vegetativ vermehrten Sorten durch Andreas Kirschenlohr (Staudengärtnerei Kirschenlohr, Speyer) zusammengetragen und für die Sichtung kultiviert.

So konnten nachfolgend über 60 Sorten an den Standorten Bernburg, Düsseldorf, Oeschberg, Weihenstephan, Weinheim und Wien im Rahmen der Staudensichtung aufgepflanzt und begutachtet werden. Beurteilungskriterien waren neben dem Gesamteindruck das Überwinterungsverhalten, Standfestigkeit, Vitalität und Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Ferner wurden die Reichblütigkeit und die Blütenschmuckwirkung bonitiert. Die abschließende Beurteilung der Sorten erfolgte im Juli 2014 anlässlich der Koordinierungssitzung des Arbeitskreises Staudensichtung in Wien.

Ungleichmäßige Pflanzenentwicklung und Sämlingsbildung

Die Pflanzen wuchsen gut an. Schon bald war jedoch zu beobachten, dass sich die sechs pro Sorte gesetzten Pflanzen oft ungleichmäßig entwickelten. Unmittelbar neben kräftigen, oft hochwüchsigen Exemplaren blieben andere deutlich zurück und zeigten einen gestauchten Wuchs. Die Wachstumsunterschiede wurden in den Folgejahren selten ausgeglichen. Da ähnliche Beobachtungen an allen Standorten zu verzeichnen waren, können standortspezifische Einflüsse nahezu ausgeschlossen werden. Es liegt daher die Vermutung nahe, dass Wuchsunterschiede durch die In-Vitro-Vermehrung induziert werden. Unterschiedliche Aufnahme von Phytohormonen oder Nährstoffen aus dem Nährmedium könnten mögliche Ursachen sein, doch ließ sich diese komplexe Fragestellung im Laufe der Sichtung nicht klären. Ungeachtet der ungleichmäßigen Entwicklung der Einzelpflanzen fiel das Sortiment bereits im ersten Standjahr durch seinen reichen, vor allem aber lang anhaltenden Flor auf. Bisweilen bestand die Befürchtung, dass sich die Pflanzen völlig verausgaben und förmlich zu Tode blühen. Tatsächlich erwiesen sich dann einige Sorten als sehr kurzlebig. Diese taugen für die Staudenverwendung im traditionellen Sinn nicht. Es lassen sich mit ihnen allenfalls kurzzeitige Effekte in Töpfen oder saisonalen Arrangements erzielen. Auch von anderen Sorten darf man keine Langlebigkeit erwarten, wie wir diese von Sonnenauge, Raublatt-Astern oder gar Pfingstrosen kennen. Doch etwas mehr als ein bis zwei Jahre sollten Stauden im Garten doch aushalten.

Der Winter 2011/12 forderte die meist frostharten Pflanzen in besonderer Weise. Nach beinahe frühlingshaften Temperaturen im Dezember und Januar, wurde es im Februar noch einmal bitter kalt. An vielen Standorten fiel das Thermometer unter minus fünfzehn Grad. Im Gegensatz zu kühleren Gegenden hatte dies in wärmeren Regionen wie Weinheim für Scheinsonnenhüte wesentlich dramatischere Konsequenzen. Hier fielen zahlreiche Sichtungspflanzen aus, nur wenige Sorten und lange etablierte Pflanzen aus generativer Vermehrung überlebten. Die Sichtungsflächen wurden indes rasch von Sonnenhut-Sämlingen besiedelt, deren Blüten eine derart reiche Farbpalette präsentieren, dass Züchter ihre wahre Freude daran gehabt hätten. Da Sämlinge auch sonst nicht selten sind und oft auch aus den Horsten etablierter Sorten auftauchen, ist es wichtig, diese rechtzeitig zu entnehmen, wenn auf Sortenechtheit im Garten Wert gelegt wird.

Informationen zur Pflanzengruppe

Bereits 1968 beschrieb McGregor, dass sich verschiedene Echinacea-Arten kreuzen, wenn immer sie in der Natur an einem Standort zusammen vorkommen. Diese Erkenntnis ignorierten Züchter lange Zeit. So waren bis zum Ende des 20. Jahrhunderts lediglich mehr oder weniger purpurrosafarbene sowie weiß blühende Echinacea purpurea-Sorten im Angebot der Staudengärtner zu finden. Erst als Jim Ault 1995 auf die Arbeit McGregors aufmerksam wurde und im Botanischen Garten Chicago mit der Kreuzung von Echinacea purpurea `White Swan´ mit der gelb blühenden Echinacea paradoxa begann, änderte sich der Sachverhalt nachhaltig. Mit der Sorte `Art’s Pride´, die unter der Handelsbezeichnung Orange Meadowbrite in den Gärtnereien angeboten wird, führte er die erste orangefarben blühende Sorte ein. Unter Verwendung von Echinacea purpurea, Echinacea angustifolia und Echinacea tennesseensis entstand mit der Sorte `CBG Cone 2´ eine erste kompakte Form, die als Pixie Meadowbrite in den Handel kam.

Wie einige andere Stauden aus kühleren Bereichen überdauern Echinacea purpurea im Süden der USA nur schlecht. Dies veranlasste Richard Saul Bastarde aus den Eltern Echinacea purpurea `White Swan´und Echinacea paradoxa in Georgia zu testen. 2002 führte er zunächst die gelb blühende `Sunrise´ und die lachsfarbene `Sunset´ ein. Weitere Sorten folgten. Andere Züchter wie Harini Korlipara oder Arie Blom beschäftigen sich ebenfalls intensiv mit der Gattung. Die Vermehrung in-Vitro macht es möglich, dass innerhalb kurzer Zeit ausreichend Pflanzen für eine weltweite Vermarktung der meist geschützten Sorten zur Verfügung stehen. Begleitet von ausgezeichneter Öffentlichkeitsarbeit und anderen Maßnahmen zur Absatzförderung wurde die Wiederentdeckung und Weiterentwicklung der Scheinsonnenhüte zur Erfolgsgeschichte. Mittlerweile umfasst das Sortiment wohl über hundert Formen und die jährliche Flut an Neuheiten scheint noch immer nicht abzuebben. Doch zeigte sich, dass viele der meist blühend im großen Topf angebotenen Pflanzen auf den Tischen der Gartencenter und Gärtnereien zwar wahre Eyecatcher sind, im Garten jedoch oft versagen.

Boniturbogen

Für jedes Sichtungssortiment wird eigens festgelegt, welche Kriterien bewertet und wie diese bei der Endauswertung gewichtet werden. Den Bewertungsbogen zur Bewertung der Echinacea-Formen finden Sie hier zum Herunterladen als pdf-Datei.

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