Epimedium - Sichtung

Epimedium-Sichtung

Informationen zur Sichtung

Zur Beurteilung der Sortenechtheit wurden 2005 die im Handel erhältlichen Arten und Sorten von Epimedium aus unterschiedlichen Herkünften bezogen und im Sichtungsgarten Weihenstephan aufgepflanzt. Nach Vermehrung der sortenechten Pflanzen durch die Staudengärtnerei Fehrle wurden 44 Arten und Sorten von Epimedium von 2008 bis 2011 in Bonn, Düsseldorf, Höxter, Osnabrück, Wädenswil und Weihenstephan auf ihren Gartenwert geprüft. Wesentliche Beurteilungskriterien, auf denen die im September 2011 vom AK Staudensichtung verabschiedeten Sichtungsergebnisse basieren, waren neben dem Gesamteindruck die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen, die Blüten- und Blattschmuckwirkung, die Reichblütigkeit sowie die Bodendeckung und Vitalität der Pflanzen. Das Sortiment wurde nach Abschluss der Sichtung von der Staudengärtnerei Panitz, dem Bamberger Staudengarten und dem Jungpflanzenbetrieb Zillmer in Uchte ersteigert.

Informationen zur Pflanzengruppe

Gliederung des Sortiments

Wild kommen Epimedium-Arten ausschließlich auf der Nordhemisphäre vor. Das Areal der Gattung erstreckt sich dabei von den Südalpen und Algerien bis nach Japan. Der größte Formenreichtum ist in China zu finden. In Nordamerika fehlen Elfenblumen gänzlich. Ihren Platz nehmen mehrere Arten der nahe verwandten Gattung Vancouveria ein. Während die in Europa und Nordafrika verbreiteten Varianten durch Ausläufer allmählich größere Bestände bilden und schwächere Nachbarn meist rücksichtslos überwachsen, präsentieren sich die östlichen Spezies sehr viel zurückhaltender. Die aus Japan in Kultur genommenen Formen wachsen horstig und sind mit Ausnahme von Epimedium sempervirens sommergrün. Es sind anspruchsvolle Gartenschätze für den lichten Schatten, die in Kultur einen durchlässig humosen Untergrund mit saurer Bodenreaktion verlangen. Obgleich sie hohe Luftfeuchtigkeit und gleichbleibende Bodenfeuchtigkeit benötigen, sind sie empfindlich gegenüber Staunässe. Auf tonigen und verdichteten Böden versagen die schön blühenden Stauden häufig. Eine größere Bandbreite hinsichtlich Erscheinungsbild, Wuchsverhalten und Vorkommen zeigen die in China verbreiteten Taxa. Hier sind sowohl sommer- als auch wintergrüne und ebenso Horst als auch Ausläufer bildende Arten beheimatet. Bezüglich ihrer Ansprüche sind sie ähnlich wie ihre japanischen Verwandten einzuschätzen, obgleich einigen Arten eine bessere Kalkverträglichkeit attestiert wird. Trotz der Unterschiede zwischen japanischen und chinesischen Elfenblumen erscheint es bezüglich der Verwendung dieser Stauden im Garten als ausreichend, diese gemeinsam zu betrachten. Die im Weiteren zur „östlichen Gruppe“ zusammengefassten asiatischen Formen sind völlig anders zu verwenden als ihre robusten und bisweilen urwüchsigen Verwandten westlicher Herkunft. Die horstartig wachsenden Formen lassen sich gut mit toleranten Partnern im lichten Schatten von Gehölzen oder Mauern kombinieren. Starkwüchsige Konkurrenten sollten in keinem Fall in ihre Nachbarschaft gepflanzt werden. Schöne Bilder ergeben sich im Zusammenspiel mit Trillium, Erythronium, Dicentra formosa, Saxifraga cortusifolia, Liriope oder zurückhaltend wachsenden Gräsern und Farnen. Die zartesten Vertreter finden im absonnigen Steingarten einen zusagenden Pflanzplatz. Ausläuferbildende Spezies östlicher Herkunft wie Epimedium acuminatum, Epimedium leptorrhizum oder Epimedium pauciflorum wachsen in der Regel nicht so stark, als dass Hosta, Farne und Waldgräser von ihnen bedroht wären. Die Arten der westlichen Gruppe und daraus resultierende Hybriden indes sind überaus wüchsig. Sie werden am besten flächig als bodendeckende Stauden im Unterwuchs oder Umfeld von Gehölzen eingesetzt. Aufgrund ihrer größeren Anpassungsfähigkeit – sie vertragen Kalk, zeitweise Trockenheit und höhere Lichtintensität als ihre östlichen Verwandten – sind diese konkurrenzstarken Formen in der Lage auch halbschattige Areale lückenlos zu begrünen. Sie versagen weder in neuen Gartenanlagen noch auf Böden mit geringem Anteil an organischer Substanz. Als Partner kommen allenfalls hoch- und starkwüchsige Stauden in Frage. Niedrige und schwach wachsende Nachbarn verschwinden schon bald im breiter werdenden Teppich dieser ausbreitungsfreudigen Elfenblumen.

Die westliche Gruppe

Diese Gruppe setzt sich zusammen aus der sommergrünen Art Epimedium alpinum, den wintergrünen Spezies Epimedium pubigerum, Epimedium pinnatum und Epimedium perralderianum sowie allen daraus entstandenen Hybriden. Darin finden sich zahlreiche verlässliche und anpassungsfähige Formen. Zahlreiche Taxa wurden als ausgezeichnet oder sehr gut bewertet. Anders als im asiatischen Formenkreis handelt es sich um ein eher statisches Sortiment, das in den letzten Jahren kaum durch Neuheiten bereichert wurde. Während der Sichtung fiel mit Epimedium x rubrum 'Galadriel' lediglich eine bisher unbenannte Selektion aus der Gärtnerei Panitz ins Auge. Es ist eine großblumige, sehr wüchsige Form, die sich auf den Prüffeldern deutlich besser als die bekannte Sorte 'Coccineum' präsentierte. Als etwas verträglichere, weniger verdrängend wachsende Art wurde Epimedium pubigerum als "gut" eingestuft. Einmal am Standort etabliert sind die Pflanzen sehr trockenheitsverträglich. Die variable und daher wie die anderen Arten nicht bewertete Epimedium alpinum hingegen empfiehlt sich aufgrund ihrer Urwüchsigkeit für die extensive Verwendung in Naturgärten. Einen besonderen Schmuckwert zeigt die im Schatten lange grün bleibende Alpen-Sockenblume jedoch nicht. Die wintergrüne Epimedium perralderianum hingegen gefällt mit ansehnlichen glänzend grünen Blattteppichen. Die Pflanzen konnten auf den Prüfflächen nicht überzeugen. Im Sichtungsgarten Weihenstephan indes behaupten etablierte und sehr geschlossene Bestände über Jahrzehnte hinweg ihren Platz am Fuße von Haselnüssen. Ihr Ausbreitungsdrang ist weniger stark als der von Epimedium pinnatum var. colchicum oder der aus der Kreuzung mit dieser Varietät hervorgegangenen, vorzüglich wachsenden Hybride Epimedium x perralchicum 'Frohnleiten'.

Die östliche Gruppe

Ergänzend zu den bereits etablierten Sorten von Epimedium grandiflorum und Epimedium x youngianum wurden in den letzten Jahren verstärkt neue Elfenblumen aus Asien und daraus hervorgegangene Züchtungen in die Sortimente der Staudengärtnereien aufgenommen. Einige chinesische Arten wurden erst in jüngster Zeit entdeckt und so darf man gespannt auf weitere Neueinführungen und zahlreiche daraus resultierende Neuzüchtungen warten. Mit klarem Weiß, zartem Rosa, kräftigem Purpur, gedämpftem Lila und leuchtendem Gelb übertrifft das reichhaltige Blütenfarbspektrum dieses Formenkreises schon heute die Farbpalette der westlichen Gruppe, deren Blüten ausschließlich fahle oder leuchtend warme Gelb-, Orange- oder Rottöne zeigen. Da es sich bei den Epimedium-Varianten östlicher Herkunft oft um sehr attraktive Blütenschmuckpflanzen mit bisweilen bizarr erscheinenden und mitunter fast orchideenartig wirkenden Blüten handelt, sprechen diese viele Pflanzenliebhaber und Sammler an. Im Garten bedürfen diese Varianten in der Regel einer fürsorglichen Pflege. Oft lassen sich Arten wie Epimedium acuminatum und zahlreiche daraus hervorgegangene Sorten nur an schattigen, luftfeuchten Standorten auf durchlässig, saurem Humusboden etablieren. Auch wenn sie aufgrund ihrer schwächeren Wuchskraft nicht mit den Formen der westlichen Gruppe verglichen werden dürfen und völlig andersartig zu verwenden sind, offenbarten sich während des Sichtungsgeschehens auch innerhalb der östlichen Gruppe merkliche Unterschiede bezüglich der Vitalität der einzelnen Formen. Für eine breitere, über den Kreis von Pflanzenliebhabern hinausgehende Verwendung empfehlen sich die als "sehr gut" eingestuften Taxa. Dazu zählen als sommergrüne, horstartig wachsende Varianten die Epimedium grandiflorum-Sorten 'Akebono' und 'Nanum' sowie E. x setosum. Die ebenfalls anpassungsfähige Hybride 'Kaguyahime' sowie Epimedium pubescens 'Blütenglanz', die von Jakob Hokema eingereicht und benannt wurde, bilden Ausläufer. Sie präsentieren lockere, duftig wirkende Blütenstände und einen exotisch anmutenden, lang anhaltenden Blattschmuck. Als niedere, doch anpassungsfähige Variante überraschte zudem Epimedium pauciflorum. Die wintergrüne Art wird kaum 20 cm hoch. Durch kurze Ausläufer bedeckt sie den Boden nahezu lückenlos. Anders als ihre westlichen Verwandten scheint sie jedoch nicht allzu konkurrenzstark, so dass der Versuch gewagt werden kann, sie auch in mehrartigen Pflanzungen einzusetzen.

Boniturbogen

Für jedes Sichtungssortiment wird eigens festgelegt, welche Kriterien bewertet und wie diese bei der Endauswertung gewichtet werden. Den Boniturbogen zur Bewertung der Epimedium-Formen finden Sie hier zum Herunterladen als pdf-Datei.

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