Hakonechloa - Sichtung

Hakonechloa-Sichtung

Informationen zur Sichtung und zur Pflanzengruppe

Hakonechloa macra – wertvolles Ziergras, überzeugende Sorten

Die monotypische Gattung Hakonechloa beinhaltet einzig die im Süden Honshus beheimatete Art Hakonechloa macra. Entsprechend seiner Herkunft wird das bezaubernde und vielfältig zu verwendende Gras hierzulande meist als Japanwaldgras, seltener als Hakonewaldgras, des Aussehens wegen gelegentlich auch als Japan-Zwergschilf bezeichnet. Mittlerweile existieren zahlreiche buntlaubige und auch einige grüne Sorten, deren Verwendungswert in Grünanlagen im Rahmen der Staudensichtung von 2016-2019 in Bernburg, Bonn, Höxter, Osnabrück, Wädenswil, Weihenstephan, Weinheim und Wien untersucht wurde. Bewertungskriterien waren neben den höher gewerteten Aspekten Blattschmuckwirkung und Gesamteindruck das Überwinterungsverhalten, die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten, Vitalität und Standfestigkeit. Mit Ausnahme der Sorte 'Übergröße' wurden alle Formen in In vitro-Laboren vermehrt. Nahezu alle Sorten wurden dabei von Ulrike Leyhe aus unterschiedlichen Betrieben zusammengetragen, um zu prüfen, ob die Anzucht in den einzelnen Laboren Auswirkungen auf die Merkmalsausprägung der Sorten hat. Nach mehrjähriger Beobachtung im Sichtungsgarten Weihenstephan kann dies verneint werden. Die Jungpflanzen wurden in Weihenstephan bis zur Pflanzreife weiter kultiviert und daraufhin an die beteiligten Standorte versandt. Anders als gewöhnlich ging der Sortimentsprüfung keine Überprüfung der Sortenechtheit voraus. Da das Sortiment überschaubar ist, war davon auszugehen, dass Verwechslungen und Fehlbenennungen im Rahmen der dreijährigen Beurteilung zu erkennen sind. 'Nicolas' schien in der Anzucht völlig identisch mit der Art zu sein, weswegen die Pflanzen erst gar nicht zur Prüfung aufgepflanzt wurden. Erst im letzten Sichtungsjahr wurde ersichtlich, dass der an anderer Stelle in den Weihenstephaner Gärten aufgepflanzte Klon an helleren Standorten tatsächlich eine frühere und intensivere kupferfarbene Herbstfärbung als die Art aufweist. Ebenso wurde deutlich, dass eine Pflanzung des Japanwaldgrases und seiner Formen in der ersten Jahreshälfte dringend geboten erscheint. An den Standorten, an denen die Pflanzung lieferungsbedingt später erfolgte, waren Anwachsprobleme bis zum Verlust einiger Exemplare zu konstatieren, während hingegen nahezu sämtliche Pflanzen bei zeitiger Pflanzung im Sichtungsgarten Weihenstephan gut an- und zügig weiterwuchsen. Lediglich 'Fubuki', eine niedrige weißbunte Form, fiel hier wie an allen anderen Standorte gänzlich aus, so dass keine Bewertung möglich war. Mit Ausnahme der kleinwüchsigen 'Stripe It Rich', die horstartig wächst, entwickelten die anderen Sorten mit zunehmender Standdauer allesamt kurze Ausläufer. Die mittlerweile hohe Beliebtheit der sehr gut winterharten Gräser ist nicht zuletzt auf deren elegantes Erscheinungsbild sowie ihre breite Standortamplitude zurückzuführen. Die Pflanzen fühlen sich auf absonnigen bis lichtschattigen Standorten wohl. Bei ausreichender Wasserversorgung vermögen vor allem die grünlaubigen Spielformen gut in der Sonne auszuhalten. Im tiefen Schatten neigen die Halme zum Lagern, was der dynamischen Wirkung der schönen Gräser wenig schadet. Die Intensität gelber Blattpartien panaschierter Auslesen verringert sich im Schatten. Wärme, Wasser und gute Nährstoffversorgung scheinen die Wuchshöhe der Pflanzen erheblich zu beeinflussen. An schlecht versorgten Wuchsorten bleiben die Gräser merklich niedriger. Ende März entwickeln die Pflanzen drahtige, reich beblätterte Halme, über die sich im Herbst zarte, wenig auffällige Blütenrispen nur knapp darüber hinausstrecken. Erst ab Ende Oktober färben sich die Blattspreiten allmählich ocker- bis orangebraun. Der gefällige warme Braunton bleibt im Winter lange erhalten. Es ist daher empfehlenswert, die Winterschönheiten erst Ende Februar zurückzuschneiden. Die meisten grünlaubigen Sorten färben etwas intensiver und dunkler als die auffällig panaschierten Varianten. Überraschender Weise bringt jedoch die locker aufgebaute, etwas transparenter wirkende Sorte ‘Übergröße‘ trotz einheitlich grünem Laub die hellste Herbstfärbung aller gepflanzten Formen hervor. Es ist die größte der gepflanzten Auslesen. Ihre Halme werden fast einen Meter hoch. Da die Form jedoch nur in Weihenstephan aufgepflanzt war, wurde die wüchsige, gut standfeste Sorte nicht abschließend bewertet.

Grünlaubige Formen

Neben der im Handel weit verbreiteten Hakonechloa macra werden auch einige Sorten mit grasgrünem Blattwerk angeboten. Sie unterscheiden sich nur unwesentlich von der häufig in Gärten gepflanzten Art und sind allesamt keine Verbesserung dieser. Obgleich das Japanwaldgras bei ausreichender Temperatursumme durchaus Sämlinge hervorbringt, erscheinen die in den Gärtnereien verbreiteten Pflanzen wenig variabel zu sein, so dass sich der Arbeitskreis entschloss, diese abschließend zu bewerten. Es sind wüchsige und robuste Gräser, die mit zunehmender Standzeit ganz allmählich mehr Platz für sich beanspruchen. Insgesamt lassen die formschönen, vielfältig einsetzbaren Pflanzen keine Schwächen erkennen, so dass ihnen das bestmögliche Zeugnis ausgestellt wurde. 'Greenhills' wächst schwächer und bleibt etwas niedriger. Die Horste wirken weniger gleichmäßig. 'Beni-kaze' wird aufgrund der früheren orangebraunen Herbstfärbung angepriesen. Diese stellt sich jedoch nur in genügend warmen Jahren und lediglich an helleren Standorten ein. Die Sorte treibt gelbgrün aus, doch ist der helle Farbton nicht beständig. Bezüglich der Wuchshöhe bleibt die Selektion hinter der Art zurück.

Panaschierte Varianten

Die älteste, bekannteste und am weitesten verbreitete Sorte mit auffällig gelb gestreiftem Laub ist 'Aureola'. Sie ist sehr vital und breitet sich über die Jahre hinweg langsam aber stetig aus. Im Herbst legt sich zunächst ein purpurvioletter Farbton über die äußeren Blattspreiten, bevor sich diese allmählich ocker- bis hellbraun verfärben. Die violette Tönung ist an helleren Standorten ausgeprägter als unter schattigeren Bedingungen. Die ebenso verlässliche wie wirkungsvolle Sorte wurde ausgezeichnet bewertet. Sie zählt völlig zurecht zum Standardsortiment der Staudengärtnereien. Sehr ähnlich präsentiert sich 'Naomi', deren cremefarbene Längsstreifen jedoch etwas breiter ausgeprägt sind und heller wirken. Die purpurviolette Tönung der Blattspreiten ist kaum intensiver als bei 'Aureola'. 'Sunny Delight' wirkt hingegen wesentlich zurückhaltender. Die schmalen cremegelben Längsstreifen des Laubs fallen weit weniger ins Auge. Ihre Herbstfärbung gleicht den grünlaubigen Varianten. Die wüchsige Sorte wurde mit „sehr gut“ beurteilt. Diese Bewertung erhielt auch 'All Gold', deren Blätter an hellen Standorten vollständig gelb gefärbt sind. Bei zunehmender Beschattung vergrünt das Laub des hübschen Grases im Laufe der Vegetationsperiode. Es kommt daher an absonnigen bis lichtschattigen Standorten, beispielsweise auf der Nordseite von Gebäuden am besten zur Geltung. Hier vermag es der Szenerie eine freundliche Ausstrahlung zu verleihen, was in gleicher Weise für die auffälligen gelbbunten Varianten gilt.

Weißliche bis cremefarbene Längsstreifen auf den Blattstreifen kennzeichnen die vitale Sorte 'Albostriata'. Da einzelne Blattspreiten nach oben gerichtet sind, andere locker überhängen, wirken die Blattschöpfe meist etwas wirrer und weniger gefällig als die der Art oder formschöner Sorten wie 'Aureola', 'Naomi' oder 'All Gold'. Ebenfalls helle Streifen präsentiert 'Stripe It Rich'. Es ist eine kleinwüchsige Variante, deren Blattflächen einen hellen gelbgrünen Grundton aufweisen. Die zögerlich wachsende Sorte bildet ansehnliche kissenförmige Horste von geringer Wuchshöhe. Ihr Aussehen leidet jedoch unter häufig auftretenden braunen Blattflecken, so dass 'Stripe It Rich' als Liebhaberpflanze eingestuft wurde. Wie andere Hakonechloa-Formen gibt sie ein schönes Bild in Gefäßen ab, kommt hier noch mit weit kleineren Topfvolumen als die Art oder die weit wüchsigeren anderen Sorten zurecht.

Boniturbogen

Für jedes Sichtungssortiment wird eigens festgelegt, welche Kriterien bewertet und wie diese bei der Endauswertung gewichtet werden. Den Boniturbogen zur Bewertung der Hakonechloa-Formen finden Sie hier zum Herunterladen als pdf-Datei.

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