Calamintha - Sichtung

Calamintha-Sichtung

Informationen zur Sichtung

Nach dreijähriger Prüfung an den Standorten Dresden-Pillnitz, Heidelberg, Oeschberg, Wädenswil, Weihenstephan und Wien hat der Arbeitskreis Staudensichtung das Calamintha-Sortiment im September 2010 auf der Arbeitstagung in Pillnitz abschließend bewertet. Grundlagen der Bewertung waren Gesamteindruck, Vitalität, Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Schädlinge, Standfestigkeit, Überwinterungsverhalten, Blütenschmuckwirkung, Reichblütigkeit, Remontierverhalten und Blattschmuckwirkung.

Informationen zur Pflanzengruppe

Calamintha-Sortiment
Die meisten der geprüften Formen erwiesen sich als gesund und wüchsig. Krankheitsbefall war nicht zu verzeichnen, lediglich Zikaden trüben das Erscheinungsbild gelegentlich aufgrund einer unansehnlichen Gelbsprenkelung der Blattspreiten. Insgesamt offeriert das Sortiment daher eine Reihe ansprechender Gartenpflanzen, die vornehmlich als Begleiter in Pflanzungen dienende Funktion übernehmen und sich nur selten in den Vordergrund drängen. Die aromatischen Pflanzen locken zur Blütezeit eine Vielzahl von Insekten an und tragen auch auf diese Weise zur Belebung des Gartens bei. Im Handel ist ein knappes Dutzend unterschiedlicher Formen erhältlich, die im wesentlichen auf drei Arten zurückgehen.

Sorten von Calamintha nepeta
Das Hauptverbreitungsgebiet der Kleinblütigen Bergminze reicht vom Mittelmeergebiet bis zu den Südalpen und östlich bis Kleinasien. Die Wärme und Sonne liebende Art siedelt vornehmlich auf trockenen Untergründen. Als trockenheitsverträgliche Freiflächenstauden lassen sich die Varianten von Calamintha nepeta gut in Felssteppen, Steppenheiden, vor sonnigen Hauswänden oder auf Südböschungen und natürlich in Duftgärten einbringen. Dort schmücken sie ab der zweiten Junihälfte mit schleierartig wirkenden Blütenständen.

Die beste Garteneignung besitzt zweifelsfrei ein Klon, der in den Staudengärtnereien unter der Bezeichnung Calamintha nepeta subsp. nepeta angeboten wird. Es ist die einzig sterile Variante im Sortiment, die demnach nicht als Unterart, sondern als Sorte geführt werden sollte. Bis zu sicheren Klärung der taxonomischen Zuordnung des Klons sollten die Pflanzen daher unter dem Namen Calamintha nepeta `Triumphator´ gelistet werden. Die Sorte blüht überaus lange, von Anfang Juli bis Anfang Oktober. Anders als bei den nachfolgend genannten Formen ist bei `Triumphator´ nach der ersten Hauptblütephase kein Rückschnitt notwendig, da keine Invasion von Sämlingen zu befürchten ist. Gleichwohl treiben die glänzend grün belaubten Pflanzen nach einem vollständigen Rückschnitt im Hochsommer wieder kräftig durch und blühen dann ab Ende September ein zweites Mal. Beste Gesundheit, sehr hohe Vitalität und absolute Standfestigkeit runden das hervorragende Bild der Pflanze ab und begründen die ausgezeichnete Bewertung der Sorte.

Sehr gut bewertet wurden die beiden blauviolett blühenden Sorten `Blue Cloud´ und `Lila Riese´. Beide Formen erweisen sich als sehr vital. Der Flor der geringfügig höheren `Lila Riese´ wirkt eine Nuance dunkler als `Blue Cloud´. Von den reinweiß blühenden Varianten erwies sich die wuchskräftige `Weißer Riese´ als die beste. Um die Versamung der Sorten einzugrenzen, empfiehlt es sich diese Anfang August bodennah zurückzuschneiden. Die Pflanzen regenerieren gut und blühen dann ab Ende September bis zu den ersten Frösten ein zweites Mal.

Abkömmlinge von Calamintha menthifolia (Syn. C. sylvatica)
Die heimische Wald-Bergminze kommt in lichten Laubwäldern und auf sonnigen Hängen vor. Sie bevorzugt mäßig trockene, kalkhaltige Untergründe und ist in Grünanlagen am besten auf Freiflächen und am sonnig-warmen Gehölzrand zu verwenden. Das Verbreitungsgebiet der Art erstreckt sich von Nordafrika über den Mittelmeerraum bis nach Mitteleuropa und östlich bis zu den Karpaten. Calamintha menthifolia blüht hell violett und fällt durch die charakteristische Form des Kelches auf, dessen beiden unteren Zähne deutlich länger als die oberen sind. In gärtnerischer Kultur befinden sich zwei Auslesen, die der Art zuzuordnen sind: Die gegenüber anderen Sorten nicht immer besonders reich blühende `Gottfried Kühn´ ziert mit violetten Blüten und kräftig purpurfarben getönten Stängel. `Menthe´ blüht weiß. Das aromatische Laub der Sorte duftet minzeartig. Die Horste der sehr wüchsigen und attraktiven Form erweisen sich nicht immer als standfest. Nach einem vollständigen Rückschnitt im Hochsommer zur Vermeidung einer starken Sämlingsbildung bauen sich die Pflanzen jedoch wieder schön auf.

Formen von Calamintha grandiflora
Die von Nordafrika bis zu den Nordalpen, Kaukasus und Kleinasien verbreitete Großblütige Bergminze kommt im Unterwuchs von Buchen- und Buchen-Tannenwäldern vor. Sie bevorzugt frische, humose Böden. Trockenheit und Kahlfröste vermögen die Pflanzenbestände stark zu schädigen. Die Pflanzen sind am besten in lichten Schattenpartien und am Gehölzrand zu verwenden. Gegenüber den vorgenannten Arten und Sorten blühen die Abkömmlinge von Calamintha grandiflora etwa 3 Wochen früher. Die rosavioletten Lippenblüten übertreffen die der anderen Arten hinsichtlich Größe und Fernwirkung. Die Formen der Großblütigen Bergminze bilden durch kurze Ausläufer allmählich kleine Bestände. Da die Art ein variables Erscheinungsbild zeigt, wurde sie nicht bewertet. Als gut wurde ein kompaktwüchsiger Klon eingestuft, der von der Gärtnerei Foerster zur Sichtung eingereicht und im Nachgang als `Kobold´ getauft wurde. Die Auslese wird nur knapp 30 cm hoch. Die weiß panaschierte Sorte `Variegata´ erwies sich weder wüchsig noch besonders schön und wurde daher für entbehrlich befunden.

Quellen:
HEGI, G., 1975 : Illustrierte Flora von Mitteleuropa, Band V, Teil 4
HESS et al., 1972: Flora der Schweiz, Band 3
HERTLE, Bernd: Katzenminzen - Ergebnisse der Nepeta-Sichtung. Gartenpraxis 1/2009.

Boniturbogen

Der Arbeitskreis Staudensichtung legt für jedes Sortiment neben den spezifischen Bewertungskriterien auch deren Gewichtung bei der Endauswertung fest. Den Boniturbogen zur Bewertung der Calamintha-Formen finden Sie hier zum Herunterladen als pdf-Datei.

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