Lythrum - Sichtung

Lythrum-Sichtung

Informationen zur Sichtung und zur Pflanzengruppe

Lythrum – prächtige Sorten für Gärten und Grünanlagen

Lythrum ist die Typus-Gattung der Weiderichgewächse. Anders als die meisten anderen Gattungen der Lythraceae - wie etwa die in gärtnerischen Fachkreisen bekannten Punicum, Lagerstroemia oder Cuphea - enthält sie mit dem Blut-Weiderich (Lythrum salicaria) sowie den einjährigen Arten Ysop-Weiderich (Lythrum hyssopifolia) und Sumpfquendel (Lythrum portula) Pflanzen, die natürlicherweise in Mitteleuropa vorkommen. Bezüglich der wachsenden Nachfrage nach Stauden heimischer Herkunft offeriert insbesondere der Blut-Weiderich ein beachtliches Spektrum unterschiedlicher Sorten. Für die Verwendung in Grünanlagen bedeutend sind neben Lythrum salicaria nur noch die Spielformen des fremdländischen Ruten-Weiderichs (Lythrum virgatum) sowie Hybriden dieser beiden langlebigen Arten. Insgesamt sind etwa 20 verschiedene Lythrum-Auslesen im Angebot der Staudengärtnereien gelistet. Die handelsüblichen Formen wurden von 2019 bis 2022 im Rahmen der Staudensichtung auf ihren Verwendungswert in Gärten und Grünanlagen an den Standorten Bernburg, Bonn, Dresden, Ellerhoop, Erfurt, Höxter, Nürtingen, Wädenswil, Weihenstephan und Wien geprüft. Bewertungskriterien waren Winterhärte, Reichblütigkeit, Blütenschmuckwirkung, Standfestigkeit, Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen, Vitalität sowie der Gesamteindruck, den die Pflanzen vermitteln. Die Prüferinnen und Prüfer waren sich anlässlich der abschließenden Beurteilung der Sorten im Juli am Prüfstandort Weihenstephan einig, dass das Lythrum-Sortiment insgesamt als sehr zuverlässig und robust einzuordnen ist, was sich in der ausgezeichneten Bewertung zahlreicher Varianten widerspiegelt.

Sorten von Lythrum salicaria

Der Blut-Weiderich ist von Europa bis Nordafrika und ostwärts bis Indien, China und Japan heimisch. Er siedelt vorwiegend in Röhrichten an Ufern von Seen und Weihern, auf nassen Wiesen und an feuchten Gräben. Die Naturstandorte sind nass oder wechselfeucht, zeitweise auch überschwemmt und in der Regel gut mit Nährstoffen und organischer Substanz versorgt. In Kultur erweisen sich die Pflanzen als anpassungsfähig. Sie entwickeln sich auch auf frischen Standorten auf lehmigen Untergründen gut und vermögen dort sogar kurze Trockenphasen zu überstehen. Neben der Verwendung im nassen Umfeld von Gewässern ermöglicht dies einen Einsatz der Pflanzen in frischen bis feuchten Rabatten, in denen ihre kerzenartigen Blütenstände gut mit den waagerechten Schirmen von Doldenblütlern oder den Blütenscheiben von Asterngewächsen kontrastieren. Während der von Schwebfliegen, Bienen und Schmetterlingen besuchte Blut-Weiderich hierzulande als wertvoller Nektarspender und Futterpflanze für die Nachtpfauenaugenraupen geschätzt wird, ist die Art in Nordamerika ein gefürchteter Neophyt. Als Heil- und attraktive Gartenpflanze zu Beginn des 19. Jahrhunderts eingeführt, breitete sich Lythrum salicaria rasch aus und kommt heute in manchen Feuchtgebieten so massenhaft vor, dass er die Fließgeschwindigkeit von Flüssen und Kanälen beeinflusst. Verschiedenen Publikationen ist zu entnehmen, dass die Pflanzen dort oft über zwei Meter hoch werden, während die aufrecht wüchsigen Stauden bei uns deutlich kleiner bleiben. Eine einzelne Pflanze kann bis zu 3 Millionen Samen bilden. Diese haften leicht an Wasservögeln, werden jedoch auch mit Hilfe von Wind und Wasser verbreitet. Die Bildung zahlreicher Sämlinge begünstigt die Vermehrung der Art durch Aussaat sowie die Auslese schöner Farbvarianten, erschwert jedoch den Erhalt der Sorten. Werden ihre kerzenartigen Blütenstände am Ende der Blütezeit nicht kompromisslos abgeschnitten, entwickeln sich zahlreiche, mitunter überaus wüchsige Sämlinge. Dies kann in naturhaft gestalteten Gartenpartien durchaus ansprechend wirken, in farblich fein abgestimmten Rabatten erfordert der Erhalt des geplanten Bilds hingegen einen erhöhten Jäteaufwand.

Von allen sich in Farbe, Höhe und Herbstfärbung unterscheidenden Sorten erhielt ‘Zigeunerblut‘ die höchste Punktzahl. Die äußerst wüchsige und überaus gesunde Auslese weiß nicht nur durch prächtigen Blütenschmuck zu gefallen, sondern wartet mit einer attraktiven orangeroten Herbstfärbung auf. Die straff aufrechten Halme schmücken bis weit in den Winter hinein. Ebenfalls ausgezeichnet bewertet wurde ‘Feuerkerze‘. Die gelieferten Pflanzen waren identisch mit den unter der Bezeichnung ‘Stichflamme‘ zur Sichtung eingereichten Exemplaren, die von den Prüferinnen und Prüfern ebenso hoch bewertet wurden. Aufgrund der meist vagen Beschreibungen der beiden Sorten in Katalogen und Publikationen erscheint eine sichere Bestimmung schwierig. Die stärkere Verzweigung und die rosaroten Blütenkerzen lassen jedoch vermuten, dass alle gesichteten Pflanzen der 1963 von Wolfgang Otto in Nürtingen selektierten ‘Feuerkerze‘ zuzuordnen sind. Die in GP 11/2000 abgebildete ‘Stichflamme‘ wächst den Ausführungen von Walter Schimana etwas straffer und erscheint weniger verzweigt. Ungeachtet der nomenklatorischen Schwierigkeiten erweisen sich die Pflanzen als sehr zuverlässig. Zum schönen Erscheinungsbild trägt neben der überreichen Blütenfülle ihre orangebraune Herbstfärbung bei.  Eine weitere hochwüchsige, ebenso vitale wie attraktive Sorte ist ‘Morden Pink‘, die ihrem Namen entsprechend rosafarbene Blüten hervorbringt. Etwas hinter den Wuchshöhen der bisher beschriebenen Sorten, die auf lehmigen und ausreichend mit Wasser und Nährstoffen versorgten Böden eine Wuchshöhe von über einem Meter erreichen, bleibt ‘Lady Sackville‘ zurück. Die gute Verzweigung der Pflanzen, das filigranere Erscheinungsbild und die etwas kleineren Blätter der Sorte werfen die Frage auf, ob bei der Entstehung der stets zu Lythrum salicaria gestellten Sorte vielleicht sogar Pollen von Lythrum virgatum im Spiel gewesen sein könnten. Es ist eine sehr ansprechende und wirkungsvolle Sorte mit violettrosafarbenen Blüten, die einzigartig im Sortiment der Blut-Weideriche ist. Wesentlich hellere, zartrosafarbene und sehr schlanke Blütenstände entwickelt Lythrum salicaria ‘Pink Tails‘. Die noch junge Auslese von Jan Spruyt ist derzeit die beste und zuverlässigste hellrosa blühende Variante im Sortiment. Wie ‘Lady Sackville‘ erreicht ‘Pink Tails‘ Wuchshöhen um 90 cm. Beide Sorten wurden hervorragend bewertet. Etwas schwächer, als „sehr gut“ bewertet, schnitten 'The Beacon', 'Robert' und 'Pink Blush' ab. Von diesen stellt vor allem die bereits 1943 von Copijn ausgelesene 'Robert' eine Bereicherung im Sortiment dar, bleibt sie doch mit etwa 50 cm vergleichsweise niedrig. Aufgrund ihrer warm wirkenden rosafarbenen Blüten unterscheidet sie sich gut von allen anderen Sorten. Auffällig große hell lachsrosafarbene Blüten mit kleinem dunklem karminrotem Auge in der Mitte bringt die weit verbreitete ‘Blush‘. Leider bleibt die schön blühende und außergewöhnliche Selektion bezüglich Vitalität und Gesundheit deutlich hinter den anderen Formen von Lythrum salicaria zurück, sodass sie wie bereits in früheren Sichtungen wieder als Liebhaberpflanze eingestuft wurde.

Sorten von Lythrum virgatum

Das natürliche Areal des Ruten-Weiderichs reicht von Italien über den Balkan und Südosteuropa bis nach Westasien. Ähnlich ihres heimischen Verwandten besiedelt die Art nasse Standorte und kommt vornehmlich in Sümpfen und am Rand von Gewässern vor. Im Garten bevorzugen die Pflanzen dementsprechend feuchte Standorte. Bezüglich trockener Perioden erweisen sich die Sorten nicht so anpassungsfähig wie die Abkömmlinge des Blut-Weiderichs. Ihr Wachstum bleibt vor allem in Regionen mit kontinentalem Klima deutlich zurück. Die Selbstaussaat ist hingegen bei Lythrum virgatum weitgehend unproblematisch. Wenn Sorten isoliert und fernab von Lythrum salicaria-Formen gepflanzt werden, sind kaum Sämlinge zu erwarten, obgleich die Pflanzen mit ihrem prächtigen, oft bis Mitte August anhaltenden Flor eine Vielzahl von Insekten anlocken. Insgesamt wirken die Auslesen des Ruten-Weiderichs etwas zierlicher, was durch die stärkere basale Verzweigung sowie ihre geringere Wuchshöhe bedingt ist. Sie wachsen etwas schwächer und sind weniger robust als die besten Sorten des Blut-Weiderichs. Mit ihren violettrosafarbenen und nahezu weißen Blüten erweitern jedoch die als „sehr gut“ bewerteten Sorten ‘Helene‘ und ‘White Swirl‘ die Farbpalette und sind somit eine sehr willkommene Ergänzung im Lythrum-Sortiment. Die Blüten von ‘Helene‘ weisen dabei den höchsten Blauanteil aller gesichteten Weiderich-Formen auf und übertreffen diesbezüglich sogar ‘Lady Sackville‘ und ‘Swirl‘. ‘White Swirl‘ wurde von Till Hofmann zur Sichtung eingesandt. Er erhielt die Pflanzen unbenannt von Piet Oudolf und verlieh ihnen den Arbeitsnamen ‘White Swirl‘. Unter diesem Namen sind die Pflanzen mittlerweile weit verbreitet. Die Sortenbezeichnung hat bereits Eingang in die List of names of woody plants and perennials gefunden und ist damit manifestiert. Es ist die erste nahezu völlig weiß blühende Weiderich-Variante im Sortiment. Aufgrund der reichen Verzweigung und der schmalen Blätter lässt sich die Auslese auf feuchten Standorten ähnlich gewinnbringend als Schleierpflanze verwenden wie Formen von Gaura lindheimeri in trockenen Arealen. Inwieweit sich die Pflanzen von der ebenfalls von Piet Oudolf ausgelesenen Sorte ‘Joy‘ unterscheiden, konnte im Rahmen der Sichtung nicht geprüft werden, da ‘Joy‘ zu Beginn des Pflanzentests nicht verfügbar war. Farblich ansprechend präsentiert sich ebenfalls die seit vielen Jahrzehnten kultivierte Sorte ‘Rose Queen‘, deren Blüten ein freundliches klares Rosa hervorbringen. Sie erwies sich jedoch als wenig wüchsig und krankheitsanfällig, so dass sie als entbehrlich beurteilt wurde.

Hybriden

Zwischen den beiden in Gärten kultivierten Arten ist die Bildung von Hybriden beschrieben. Oft werden jedoch die daraus selektierten Formen zu Lythrum virgatum gestellt. Gegenüber dieser Art und ihren Abkömmlingen erweisen sich die Kreuzungen jedoch als vitaler und gesünder. Daraus resultierte in der Sichtung die ausgezeichnete Bewertung von ‘Dropmore Scarlet‘ und ‘Flothrum Robin‘, die im Handel nahezu ausschließlich unter der Markenbezeichnung Robin angeboten wird. Letztgenannte Sorte ist die kompakteste im Sortiment. Gegenüber der ebenfalls kleinwüchsigen Lythrum salicaria ‘Robert‘ weist ihre überaus reiche Blütenfülle eine etwas kälter wirkende purpurrosafarbene Tönung auf. ‘Dropmore Scarlet‘ und die im Handel stärker verbreitete ‘Dropmore Purple‘ zeigten sich bezüglich Blütenfarbe, Habitus und Wuchshöhe auf den Prüffeldern nahezu identisch. Da ‘Dropmore Scarlet‘ an beinahe allen Sichtungsstandorten die einheitlichere und gleichmäßiger wachsende Variante war, wurde nur diese abschließend beurteilt. Wie die anderen hervorragend bewerteten Lythrum-Sorten lässt sie hinsichtlich Blühfreudigkeit, Standfestigkeit, Vitalität und Gesundheit kaum Wünsche offen. So ermöglicht die Vielzahl der ausgezeichneten und sehr gut eingestuften Weiderich-Formen den Pflanzenverwenderinnen und Pflanzenverwendern aus einem breiten Fundus gesunder und wüchsiger Varianten mit unterschiedlichen Blütenfarbnuancen zu schöpfen. Die Flut exzellenter Bewertung verdeutlicht den hohen Verwendungswert dieses Sortiments, das durch den hohen Anteil hervorragender Sorten von Lythrum salicaria dem Wunsch nach verstärkter Verwendung heimischer Pflanzen in Garten- und Grünanlagen entgegenkommt.

Boniturbogen

Für jedes Sichtungssortiment wird eigens festgelegt, welche Kriterien bewertet und wie diese bei der Endauswertung gewichtet werden. Den Boniturbogen zur Bewertung der Lythrum-Formen finden Sie hier zum Herunterladen als pdf-Datei.

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